Günter Grass starb heute im Alter von 87 Jahren in einer Lübecker Klinik. Das teilte der Steidl Verlag in Göttingen mit. Grass galt als einer der bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren.
Geboren wurde er am 16. Oktober 1927 in Danzig, nach dem Krieg studierte Grass zunächst Grafik und Bildhauerei und wurde 1955 Mitglied der „Gruppe 47“. 1959 gelang ihm mit seinem ersten Roman „Die Blechtrommel“ ein Welterfolg. Als eines der repräsentativen Werke der Nachkriegsliteratur wurde der Roman in mehr als 24 Sprachen übersetzt.
40 Jahre später erhielt der gebürtige Danziger für sein Gesamtwerk den Literaturnobelpreis. Seit 1987 lebte der Danziger Ehrenbürger in Behlendorf bei Lübeck.
Stimmen zum Tod des Autors:
- „Mit Günter Grass verlieren wir einen der bedeutendsten Schriftsteller Deutschlands, der mit seinem literarischen Werk weltweit Zeichen gesetzt hat. Er war ein streitbarer Geist und hat in den politischen Debatten stets Position bezogen. Damit gab er der deutschen Literatur in der Gesellschaft eine wirkmächtige Stimme. Wir werden ihn sehr vermissen.“ Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
- „Grass wurde in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend als Verfasser politischer Statements wahrgenommen und nicht als der überragende Künstler, der er war. Sicher war er daran nicht ganz unschuldig. Wir alle wissen, dass er eine große Freude daran hatte, gezielt zu provozieren. Aber er wollte immer Diskussionen anstoßen, nicht abschließen.“ Heinrich Detering, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- „Ein streitbarer Geist und wortmächtiger Autor, dem seinen Schriftstellerkolleginnen und -kollegen viel zu verdanken haben, so wird er uns in Erinnerung bleiben.“ Eva Leipprand, Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller
- „In seinen Romanen, Erzählungen und in seiner Lyrik finden sich die großen Hoffnungen und Irrtümer, die Ängste und Sehnsüchte ganzer Generationen. Sein Werk ist ein beeindruckender Spiegel unseres Landes und ein bleibender Teil seines literarischen und künstlerischen Erbes. Er ist zeitlebens ein streitbarer und eigenwilliger politischer Geist geblieben, der Auseinandersetzungen und Kritik nicht fürchtete, immer wieder pointiert in politische Debatten eingriff und sie über Jahrzehnte wesentlich beeinflusste“ Bundespräsident Joachim Gauck
- „Günter Grass war ein Weltliterat. Sein literarisches Vermächtnis wird neben dem von Goethe stehen.“ Kulturstaatsministerin Monika Grütters
- Das Günter Grass-Haus (Lübeck) erinnert auf seiner Internet-Seite mit einem Gedicht von Günter Grass an den Schriftsteller:
Wegzehrung
Mit einem Sack Nüsse
will ich begraben sein
und mit neuesten Zähnen.
Wenn es dann kracht,
wo ich liege,
kann vermutet werden:
Er ist das,
immer noch er.
Aus: „Fundsachen für Nichtleser“, 1997
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