Der unter seiner Schuldenlast ächzende US-Schulbuchverlag Houghton Mifflin Harcourt (HMH) will mit einem Blitz-Insolvenzverfahren die Wende schaffen. Der Schuldenberg soll um über 3 Mrd Dollar abgetragen werden.
Rund sechs Wochen, nachdem HMH (3800 Mitarbeiter weltweit) gleich mehrere Kanzleien sowie die Investmentgesellschaft Blackstone beauftragt hatte, die eigenen Finanzen zu restrukturieren (buchreport.de berichtete), liegt ein erstes Ergebnis vor. In einer Erklärung und einem Video von CEO Linda K. Zecher (Foto) skizziert das Unternehmen den folgenden Plan zum Schuldenabbau:
- Man habe sich mit über 70% der Gläubiger und Investoren geeinigt, dass die Forderungen in Beteiligungen an HMH umgewandelt werden.
- Aktuell würden weitere Gespräche mit anderen Aktionären geführt.
- Ziel der Aktion: Rund 3,1 Mrd Dollar an Schulden würden abgebaut, die jährliche Zinslast um 250 Mio Dollar reduziert – kürzlich hatte die Ratingagentur Moody’s erklärt, der 3-Mrd-Dollar-HMH-Schuldenberg sei rund 15 Mal größer als der Vorsteuergewinn.
- Die Citigroup stellt einen neuen Kredit in Höhe von 500 Mio Dollar während des Insolvenzverfahrens zur Verfügung.
- Flankiert werde die Transaktion von einem Insolvenzverfahren nach Chapter 11 – der Antrag dazu erfolge in wenigen Tagen.
Die Besonderheit dieser Form des US-amerikanischen Insolvenzverfahrens: Anders als im deutschen Insolvenzrecht gibt es keinen Insolvenzverwalter, das bisherige Management kontrolliert weiter das Tagesgeschäft. Gleichwohl müssen wichtige Transaktionen vom zuständigen Gericht abgesegnet werden. Im Falle von HMH soll das Verfahren nach einem verbindlich ausgearbeiteten Reorganisationsplan („Prepackaged Deal“) erfolgen, was die Dauer des Insolvenzverfahrens verkürzt – Ende Juni soll das Insolvenzverfahren bereits wieder beendet werden.
Die Krise bei HMH erstreckt sich seit Jahren. Schon 2010 stand der US-Schulbuchriese besonders wegen der Krise der Konzern-Mutter, der in Dublin ansässigen Education Media & Publishing Group (EMPG), in den Schlagzeilen. Im Februar 2010 konnte die drohende Insolvenz des Verlags bereits durch eine Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital umschifft werden.
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