Wenn es um die Qualifikation für die Versetzung ins digitale Zeitalter geht, geben Medienexperten der Buchbranche gern schlechte Noten. In einem Leistungskurs hat sie aber unstrittig ihre Hausaufgaben gemacht: Im Online-Handel ist sie ein Primus, von dem der gesamte übrige Einzelhandel mittlerweile abschreibt. „Multichannel“, mit Wachstumsattributen konnotiert, gilt in Zeiten der Stagnation als Zauberformel. Was für die Großformen des Buchhandels und manchen Kleinen bereits selbstverständlich ist, exerzieren andere Branchen nach, die kräftig an ihren Online-Auftritten arbeiten.
Investitionsfreudig stimmen nicht nur die nachrückenden Klassen von Konsumenten, die heute noch nicht über ein eigenes Einkommen verfügen, aber mit dem Web und seinen Möglichkeiten erwachsen werden. Hinzu kommt die technische Komponente: Die Infrastruktur des Netzes ist noch lange nicht an den Grenzen angelangt. Zudem haben Innovationen wie die Smartphones das Potenzial, auch solche Bevölkerungsgruppen an den Marktplatz Internet heranzuführen, die sich bislang noch webabstinent verhalten.
Der Ausbau der Online-Aktivitäten auf breiterer Front im Einzelhandel und der kräftige Mobile-Impuls, der mit den neuen Handy-Generationen kommen wird, muss zwangsläufig positive Rückkopplungseffekte auf die Buchbranche erzeugen. Man kann davon ausgehen, dass sich in naher Zukunft noch mehr Menschen im Internet über Warenwelten informieren und dort auch einkaufen werden. Eine Perspektive, die den Produzenten und Anbietern von downloadbaren Inhalten wie E-Books und Hörbüchern durch die kältere Jahreszeit hilft. Und die überdies auch stationäre Standortbuchhändler wärmen wird, die flankierend ihre digitalen Schaufenster pflegen.
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