Wenn am heutigen Montag (27.2.2012) die 68 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz zur Frühjahrs-Vollversammlung zusammenkommen, stehen offiziell vorwiegend kircheninterne Themen auf der Agenda (z.B.: Wie steht es um den Wissenschaftlichen Nachwuchs in der Theologie?). Und doch werden die Kirchen-Hüter bei ihrem viertägigen tête-à-tête in Regensburg voraussichtlich über das Thema sprechen, das ihnen in den vergangenen Monaten die größten Schlagzeilen beschert hat: die Zukunft von Weltbild. Im Vorfeld der Gespräche haben sich die Mitarbeiter von Weltbild und Hugendubel noch einmal energisch zu Wort gemeldet:
- In München haben 400 Hugendubel-Mitarbeiter auf eine Verdi-Initiative hin Postkarten (Foto) an Reinhard Marx verschickt, in der Hoffnung, dass der Erzbischof (als Weltbild-Gesellschafter) die Geschäftsführung dazu drängt, die Tarifverhandlungen aufzunehmen.
- In Augsburg beklagen sich die Weltbild-Mitarbeiter in einem offenen Brief an die Bischöfe darüber, dass sie in den vergangenen drei Monate bei den Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag mit der Forderung der Beschäftigungssicherung bei Carel Halff auf Granit gestoßen sind – die Geschäftsführung wolle angesichts schwieriger Marktbedingungen nicht auf die Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen verzichten (hier mehr zu den Verhandlungen). „Das mag man aus unternehmerischer Sicht verstehen; die Menschen im Betrieb verstehen es nicht“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Wir sind sicher, dass Sie einen würdigen Käufer finden können, der den Kolleginnen und Kollegen bei Weltbild für vier Jahre ihre Arbeitsplätze garantiert. Mag sein, dass Sie als Eigentümer unter diesen Voraussetzungen einen etwas geringeren Verkaufspreis erzielen. Aber wir meinen: Das haben wir uns in den letzten 30 Jahren verdient.“
Nach Medienberichten wird der neue Aufsichtsratsvorsitzende der Weltbild-Gruppe, Generalvikar Peter Beer, bei der Vollversammlung der Bischöfe eine Ausarbeitung über die sozialen und kirchlichen Auswirkungen eines Verkaufs vorlegen. Angeblich favorisieren immer mehr Kirchen-Fürsten, Weltbild in eine Stiftung zu überführen, der man soziale und kirchliche Ziele vorgeben könnte, statt am Plan festzuhalten, den Konzern so schnell wie möglich zu verkaufen.
- Angesichts des schwächelnden stationären Buchhandels stehen Investoren nicht gerade Schlange.
- Der kämpferische Betriebsrat und das vergleichsweise große Engagement der Belegschaft bei der Verteidigung der eigenen Interessen dürfte auf mögliche Investoren, die grundlegend an der Weltbild-Struktur Veränderungen vornehmen wollen, abschreckend wirken.
Mehr Infos unter:
http://www.hugendubel-verdi.de