Zwar sei das Werk Kafkas gemeinfrei – nicht aber die historisch-kritischen Ausgaben, heißt es in dem Strafantrag, der buchreport.de vorliegt. Unterschrieben haben auch die Herausgeber der Reihe, Roland Reuß und Peter Staengle.
Auf Anfrage von buchreport.de teilte Amazon mit, man habe unverzüglich reagiert und die entsprechenden Titel entfernt. Eine Überprüfung der Redaktion am Freitagmorgen hat allerdings ergeben, dass einige Titel immer noch im Amazon Marketplace zu finden sind:
Amazon selbst sei es ein wichtiges Anliegen, sämtliche Rechtsverletzungen auf seiner Website möglichst schnell und effektiv zu unterbinden, heißt es von Amazon weiter. Unter http://amzn.to/H7f5Hm könnten Urheber Amazon über die Verletzung gewerblicher Schutzrechte informieren, was eine schnelle Reaktion auf einen gemeldeten Rechtsverstoß sicherstelle.
„Wissenschaftliche Editionen werden für Verlage wertlos“
Immer mehr schwarze Schafe auf Internet-Plattformen
Stroemfeld ist kein Einzelfall. Die auf die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen spezialisierte Agentur Lisheennageeha moniert folgende Entwicklungen:
- Raubkopien: Immer wieder würden bei Amazon Raubkopien angeboten, insbesondere der Wiley Verlag sei betroffen. Bis vor kurzem habe der Autor David Blevins zahlreiche Raubkopien angeboten, beispielsweise unter leicht verändertem Titel Peter H. Gregorys „Computer Viruses for Dummies“ (Wiley Verlag). Seine Titel wurden inzwischen entfernt. buchreport.de hatte erst kürzlich berichtet, dass immer mehr „Autoren“ über das Self-Publishing-Programm von Amazon plagiierte Inhalten anbieten (hier nachzulesen). Auch im Apple iBookstore sind dem Internetmagazin fastcompany.com zufolge bereits einige Plagiate aufgetaucht.
- Wikipedia-Kopien: Auch Wikipedia sei eine beliebte Quelle für schwarze Schafe: Das Internet-Lexikon warnt selbst, dass etwa die VDM-Verlage Alphascript, Betascript, Fastbook Publishing und Doyen Verlag „darauf spezialisiert sind, Wikipedia-Artikel als Print-on-Demand-Bücher über den Online-Buchhandel zu vertreiben“.
- „Notiz“-Bücher: Unter dem Pseudonym „Cram101“ bietet ein „Autor“ so genannte Textbook Reviews an, insgesamt über 20.000 Werke. Er lässt Lisheennageeha zufolge Summarizer über die Werke laufen und publiziert fast leere Seiten mit wenigen Stichwörtern. Der so entstehende Leerplatz soll angeblich dazu dienen, dass sich Leser Notizen zum Originalwerk machen können. Die Werke kosten bis zu 30 Euro.
Eine neue Aufgabe für den Börsenverein?
Einfach nur unseriös dieser Beitrag: Die Verbreitung von Wikipedia-Content im Zusammenhang von Raubkopien zu nennen und damit den Eindruck zu erwecken, es handle sich ebenso um eine illegale Urheberrechtsverletzung, ist ziemlich unseriös und sagt alles über den redaktionellen Standard des buchreports. Die von unseren Verlagstöchtern in den Handel gebrachten redaktionell aufgearbeiteten Wikipediainhalte sind ausnahmslos rechtlich zulässig. Das haben die Rechtsabteilung des Börsenvereins, die Rechtsvertreter der Wikimedia u.v.a.m. immer wieder festgestellt und bestätigt. Zudem enthält jeder unserer Wikipedia-Titel im Klappentext und auf dem Cover einen entsprechenden Hinweis. Außerdem hat der Käufer ein Rückgaberecht. Die Wikipedia-Lizenzen fordern geradezu die kommerzielle (!) Verwertung ihrer Inhalte – und genau das tun wir und zwar legal, offen kommuniziert und ohne jedes Risiko für den Buchkäufer. Dass es tatsächlich Kunden gibt, die unsere Wiki-Bücher kaufen wollen, scheint sich die Redaktion von buchreport nicht vorstellen zu können. Geistige Weite kann man halt nicht kaufen, man hat sie oder eben auch nicht.