Nicht nur auf dem E-Book-Markt stehen große US-Firmen wegen ihrer Steuervorteile unter Beschuss. In Großbritannien wurden hochrangige Vertreter von Starbucks, Amazon und Google bei einer öffentlichen Anhörung „gegrillt“.
Die Vertreter der Konzerne wurden zu einer Anhörung vor den Finanzausschuss des britischen Parlamentes zitiert, um den Abgeordneten zu erläutern, wie es sein kann, dass die Firmen niedrige oder gar keine Steuern zahlen, aber Milliardengewinne erwirtschaften.
Starbucks: „Entweder führen Sie Ihr Geschäft schlecht, oder Sie tricksen“, musste sich Finanzenchef Troy Alstead nach einem Bericht von Reuters anhören – Starbucks verkaufte seit 1998 in Großbritannien Kaffee im Wert von 3,1 Mrd Pfund, verzeichnete aber nach eigenen Angaben seit 13 Jahren Verluste und zahlte daher gerade einmal 8,6 Mio Pfund Steuern. Erklärung des CFO laut Reuters: Die Mieten seien so hoch. Starbucks unterhalte ein an die Europa-Zentrale in den Niederlanden angebundenes Lizenzsystem, so Reuters, das offenbar dazu beitrage, den Gewinn in anderen Ländern kleinzurechnen.
Amazon: Detaillierte Zahlen zum eigenen Geschäft in einzelnen Ländern nennt Amazon ungern, wofür der Amazon-Lobbyist Andrew Cecil heftig kritisiert wurde. Reuters beruft sich auf eine Auskunft von Amazon gegenüber den Regulierungsbehörden, nach der die Erlöse in GB bei 11 bis 15% der weltweiten Umsätze liegen, das wären 5,3 bis 7,2 Mrd Dollar. An Einkommenssteuer habe Amazon in GB im vergangenen Jahr weniger als 1 Mio Pfund gezahlt. Hintergrund: Das Europa-Geschäft von Amazon wird über Luxemburg gesteuert. Frankreich will dies nicht länger hinnehmen und verlangte im September eine Steuernachzahlung in Höhe von 252 Mio Dollar.
Google: wies für 2010 und 2011 für die britische Tochter einen Verlust aus, bei einem GB-Umsatz von 4 Mrd Dollar (2011) und einer weltweite Gewinnmarge von 33%. Britische Steuerlast 2011: 3,4 Mio Pfund. Google profitiert von niedrigen Steuersätzen in Irland und setzt angeblich auf Zweckgesellschaften auf den Bermudas, um die Steuerlast zu senken.
Im Kampf gegen Umsatzsteuer-Tricksereien verbündete sich auf dem jüngsten G-20-Treffen in Mexiko der britische Finanzminister George Osborne mit seinem deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble. Ziel: eine „konzertierte internationale Zusammenarbeit zur Stärkung internationaler Standards für Unternehmenssteuersysteme“.
Wie Apple im Detail Steuern spart, hat die „New York Times“ im April nachgezeichnet.
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