Auch im Buchhandel kommt es immer wieder zu Straftaten, meist in Form von Ladendiebstahl. Das Forschungsinstitut EHI hat ein umfassendes Dossier zur Kriminalität im Handel zusammengestellt. Einblicke.
Hauptproblem Ladendiebstahl
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) bundesweit 344.669 Ladendiebstähle angezeigt, was einem Anstieg von 34% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die meisten davon wurden im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (84.329) registriert.
Bei den erfassten Ladendiebstählen wird zwischen einfachem und schwerem Ladendiebstahl unterschieden. Beim einfachen Diebstahl handelt es sich um die „niedrigste“ Stufe einer verbotenen Entwendung von Gegenständen. Er liegt vor, wenn die Täter kein Hindernis (verschlossene Fenster und Türen) zu überwinden haben, um an den Gegenstand zu gelangen. Die Gegenstände liegen ungeschützt in den Räumen und sind somit für Dritte zugänglich. Schwerer Diebstahl liegt z.B. dann vor, wenn das Diebesgut durch ein verschlossenes Behältnis wie eine Glasvitrine oder eine andere Schutzvorrichtung, z.B. eine Warensicherung, gegen Wegnahme besonders gesichert und nicht von geringem Wert ist.
Während sich die Zahl der schweren Ladendiebstähle in den letzten 13 Jahren von 8194 im Jahr 2007 auf 21.723 Fälle im Jahr 2022 mehr als verdreifacht hat, ist die Zahl der angezeigten einfachen Ladendiebstähle seit 1997 kontinuierlich gesunken. Sie hat sich in den letzten 25 Jahre von 670.153 Fällen im Jahr 1997 auf 322.946 Fälle im Jahr 2022 sogar mehr als halbiert. Allerdings ist die Dunkelziffer sehr hoch.
Auch Betrugsfälle schaden dem Handel
Nach der jüngsten Erhebung wurden im Jahr 2022 bundesweit 283.320 Fälle von Waren- und Kreditbetrug erfasst. Besonders auffällig ist im Handel schon seit einigen Jahren der Prepaid-Betrug und in jüngster Zeit auch der Betrug mit Gutscheinkarten.
In der PKS werden auch Betrugsfälle im Zusammenhang mit rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln erfasst. Die Zahl der Betrugsdelikte stieg von 64.663 Fällen im Jahr 2021 auf 79.192 Fälle im Jahr 2022. Dies entspricht einem Zuwachs von rund 22,5 Prozent.
Seltener aber gravierend: Raubüberfälle
Nachdem die Raubüberfälle auf Verkaufsstellen (Zahlstellen und Geschäfte) seit 2019 rückläufig waren, stiegen die erfassten Fälle im vergangenen Jahr wieder deutlich an. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 1797 Raubüberfälle auf Verkaufsstellen (ohne Spielhallen) registriert, das sind 25% mehr als im Jahr 2021. Auch die Raubüberfälle auf Tankstellen nahmen ebenfalls wieder zu, von 517 Fällen im Jahr 2021 auf 628 Fälle im Jahr 2022, was einer Steigerung von über 21% entspricht.
EHI-Studie zu Inventurdifferenzen
Das EHI Retail Institute beschäftigt sich regelmäßig mit Entwicklungen rund um die Themen Inventurdifferenzen, Ladendiebstahl und Präventionsmaßnahmen im Einzelhandel. Im Rahmen der Studie „Inventurdifferenzen im Einzelhandel 2022“ bezifferte das EHI die Inventurverluste im Einzelhandel 2021 auf 4,1 Mrd Euro. Der darin enthaltene Anteil der Verluste durch Diebstähle seitens der Kundschaft, Beschäftigten, Lieferanten und Servicekräfte betrug insgesamt 3,23 Mrd Euro. Die Daten für das Jahr 2022 werden am 20. Juni auf dem EHI Inventur- und Sicherheitskongress 2023 vorgestellt und in der EHI-Studie „Inventurdifferenzen im Einzelhandel 2023“ veröffentlicht. Weitere Informationen und ausgewählte aktuelle und historische Studienergebnisse zum Thema Inventurdifferenzen und Sicherheit im Handel finden Sie auf der Themenseite „Inventurdifferenzen“.
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