Die Krise von HMV und die Rettungsaktion insbesondere durch das Sanierungsunternehmen Hilco (hier mehr) und möglicherweise Musikkonzerne wie Universal Music ruft Buchhändler auf den Plan. Tenor: Falls die Medienkette mit verbesserten Konditionen gerettet werden kann – warum nicht auch stationäre Buchhändler?
In einem offenen Brief, den der „Bookseller“ veröffentlicht, vergleicht Sam Husain (Foto), CEO der britischen Buchkette Foyles, die Musik- und die Buchbranche. Er habe schon 2007, zum Zeitpunkt seines Einstiegs bei Foyles, gedacht, dass Buchhändler mehr Anerkennung dafür verdienten, dass sie viel Kapital in ihren Bücherbestand, in Personal und ihr Geschäft investierten. 2009 habe er einen entsprechenden Vorstoß im „Bookseller“ gewagt und Hilfe von Verlagen, anderen Lieferanten und Vermietern erhalten, was sich in der Bilanz positiv niedergeschlagen habe.
Inzwischen habe sich die „Landschaft“ allerdings weiter gewandelt. Patrick Neale, Chef des Buchhändler-Verbands, habe erklärt: „Das Geschäftsmodell ist zerbrochen.“ Neue Ansätze müssten her. Zwar könnten die Bücher-Preise seit der Abschaffung des „Net Book Agreement“ nicht reguliert werden – Buchhändler litten seither unter dem Preiskampf einzelner Verkaufskanäle. Stattdessen bringt Husain verlängerte Zahlungsziele und Konsignations-Modelle ins Spiel (s. unten).
Husains Fazit: „Viele von uns verwandeln ihre Buchhandlungen in kulturelle Begegnungsstätten, mit Veranstaltungen und einem kulinarischen Angebot. Wenn wir noch mehr schaffen sollen und sogar das Ziel verfolgen zu expandieren, dann können wir das nur mit besseren Konditionen von allen unserer Partner finanzieren.“
Konsignation/Depot
Bei der Konsignation „lagert“ der Lieferant/Verlag die Waren/Bücher beim Käufer (Konsignationslager). Erst beim Kauf durch den Kunden erfolgt die Abrechnung mit dem Lieferanten. Vorteil aus Sicht des Buchhandels: Das Risiko liegt beim Verlag. Vorteil aus Sicht des Verlags: Die eigenen Bücher können auch in einer größeren Bandbreite im Handel präsentiert werden.
Hierzulande gehört die Kölner Buchhandlung Bittner zu den Sortimenten, die mit Konsignation arbeitet. Zu den „Depots“, die Klaus Bittner führt, gehören Reihen oder ganze Programme von Diaphanes, Deutscher Klassikerverlag, Bibliothek Suhrkamp, Manesse, Wagenbach, Sukultur Verlag und Verbrecher Verlag.
Konsignation oder Depot- Buchhandlungen bilden ein „uraltes Vertriebssytem“ in der Buchbranche, das ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Es diente Verlagen dazu, möglichst in vielen Buchhandlungen vollflächig mit ihrem Programm präsent zu sein. Die Buchhandlungen haben auf diese Weise ihre Kompetenztapete erweitert und das Angebot im Sortiment vergrößert. Der Nachteile sind langfristige Verlagsbindungen und aufwändige Abrechnungsverfahren. Aber es ist durchaus wieder ein Ansatz, neu darüber nachzudenken!