Die Präsentation der Longlist, also der 20 Titel, die in das Rennen um den Deutschen Buchpreis gehen, hat etliche Medienreflexe ausgelöst – von bloßen Auflistungen der Nominierten bis zu tiefergehenden Feuilletonisten-Stücken. Eine Auswahl an Stimmen, die die Bandbreite an Einschätzungen und Meinungen widerspiegeln:
- Andreas Platthaus von der „FAZ“ fühlt sich beim Blick auf die Longlist an das Jahr 2012 erinnert: Wie damals hat es S. Fischer mit fünf Werken auf die Longlist geschafft, und 2012 schafften es auch drei von ihnen bis auf die Shortlist. Ein weiteres Ergebnis seiner Zählarbeit ist die Abwesenheit von Verlagsgrößen wie Hanser, Piper oder Hoffmann und Campe – von Platthaus wertneutral als „auffällig“ bezeichnet.
- Das Hamburger Abendblatt macht in der Shortlist ein Abbild der vielfältigen deutschsprachigen Literaturlandschaft aus: „20 Titel, 14 Autoren, sechs Autorinnen, vier aus Österreich, zwei aus der Schweiz. Debütanten, Altmeister, Sprachspieler, Geschichtenerzähler, Dialog-Könige, Metaphern-Könner: Auch in der 2016er-Auslese – 178 literarische Werke wurden insgesamt gesichtet – lässt sich feststellen, wie ideenreich, wild, populär und unterschiedlich Literatur sein kann.“ Als kleinerer Trend erweise sich das Flüchtlingsthema, das Eingang in die Romanproduktion gefunden habe.
- Völlig anders sieht das Literaturredakteur Kolja Mensing bei Deutschlandradio Kultur. Er war im „Lesart“-Gespräch zudem überrascht, dass mit Joachim Meyerhoff („Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, Kiepenheuer & Witsch 2015) ein Autor in der Liste auftaucht, der bereits seit geraumer Zeit ein Bestseller ist. Mensing: „Das finde ich ungewöhnlich, weil der Buchpreis ja eigentlich Bestseller machen will, Verkaufserfolge schaffen will. Hier ist jetzt jemand auf der Longlist, der das auf jeden Fall nicht mehr braucht.“
- „Ganz großartig“ findet Meyerhoffs Nominierung hingegen Dirk Knipphals in „die tageszeitung“. Meyerhoffs autobiografisches 4-bändiges Erzählprojekt (auf der Longlist steht der 3. Teil) sei zwar bei den Lesern längst angekommen „die Kritik hat es allerdings bislang noch nicht unter den richtig guten Büchern eingepreist, unter die es gehört“. Gute Chancen auf einen Öffentlichkeits- und Verkaufsschub bescheinigt Knipphals zwei Novitäten: „Auf Thomas Melles Selbstentblößungsroman ‚Die Welt im Rücken‘ werden sich nun alle noch mehr stürzen, als sie es eh schon getan hätten; […] Und möglicherweise wird die Liste Gerhard Falkners wilden Epochenroman ‚Apollokalypse‘ bis in die Höhen zumindest eines Geheimfavoriten hieven.“
- Die „Berliner Zeitung“ titelt indes „Es gibt wieder kurze Romane“. Der Tenor des Artikels: Thematisch hätten die Bücher zwar wenig gemeinsam, aber im Gegensatz zu den Vorjahren seien viele schmale Bände dabei.
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