Die Verbraucher kaufen seit Beginn der Coronakrise nachweislich vermehrt online ein, die Frequenzzahlen der deutschen Shoppingcenter liegen im November laut Frequenzmesser ShopperTrak gut ein Drittel unter Vorjahr. Vermisst werden im weltweiten Netz jedoch oft lokale Händler. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom im Oktober und November unter rund 1100 Internetnutzern ab 16 Jahren:
- 66% der Internetnutzer geben an, in der Corona-Pandemie ein Online-Angebot ihrer Geschäfte vor Ort zu vermissen.
- 79% haben die konkrete Sorge, dass Einzelhändler in ihrer Region das Jahr wirtschaftlich nicht verkraften werden.
- 48% wünschen sich mehr Möglichkeiten zum kontaktlosen Bezahlen.
Eine YouGov-Umfrage zeigt, dass viele Kunden auf die „großen“ Online-Shops zurückgreifen (s. Grafik unten). „Die Corona-bedingten Einschränkungen müssen ein Weckruf für wirklich jeden Händler sein. Auf zwei Beinen – vor Ort und im Netz – steht man als Einzelhändler auch in Krisenzeiten stabil“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Mehr Menschen kaufen öfter online ein
Die Zahl der Online-Shopper wächst und es wird häufiger online bestellt:
- Insgesamt 96% der Internetnutzer ab 16 Jahren shoppen online. Dieser Anteil ist in allen Altersgruppen nahezu gleich hoch.
- 37% der Online-Shopper kaufen mindestens einmal pro Woche Waren oder Dienstleistungen im Netz, 4% tun dies sogar täglich.
- 36% geben an, seit Beginn der Corona-Pandemie mehr online einzukaufen. 13% shoppen nach eigenen Angaben „deutlich mehr“ im Internet.
- 84% derjenigen, die seit Corona mehr im Internet shoppen, wollen dies auch nach der Pandemie beibehalten.
- 54% der Online-Shopper kaufen per Smartphone ein, unter den 16- bis 29-Jährigen sogar 75%. Damit rangiert das Smartphone aktuell noch hinter dem Laptop (59%), aber bereits vor Desktop-PC (40%) und Tablet (27%).
- Zentrale Motive für den Online-Kauf sind eine reduzierte Ansteckungsgefahr (33%), die Lieferung nach Hause (74%), Unabhängigkeit von Öffnungszeiten (73%), Zeitersparnis (61%) und das große Angebot (60%).
„Ein großer Teil des Geschenkekaufs wird sich noch mehr als in den vergangenen Jahren ins Netz verlagern. Einen Vorgeschmack erwarten wir demnächst am Black Friday“, so Rohleder. Im Buchhandel bespielen den Aktionstag etwa der Filialist Thalia neben Multihändler Amazon mit einer ganzen Aktionswoche, Hugendubel setzt auf einen „Better Friday“ mit Spendenprojekt. In Frankreich wurde der Tag zugunsten der Lockdown-beeinträchtigten Einzelhändler um eine Woche verschoben.
Vor allem Bücher werden gerne online gekauft
Zu den gefragtesten Produkten zählen neben Kleidung, Schuhen und Accessoires (92%) elektronische Haushaltsgeräte (81%) und Bücher bzw. Hörbücher (76%). Zwei Drittel (67%) kaufen auch Gutscheine online. Und: Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen wächst: Zwar achten bisher nur 8% bei der Produktauswahl hierauf, aber mehr als jeder Zweite (53%) möchte dies künftig tun. Auch ein kleiner Aufpreis für die CO2-Kompensation der Lieferung kommt für 38% in Frage. Allerdings hat erst jeder Zwanzigste diese Möglichkeit schon einmal genutzt. Rohleder: „Umweltschutz und Digitalisierung sind die bestimmenden Themen unserer Zeit. Beides müssen wir künftig auch im Onlinehandel besser zusammenbringen.“
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