Zum zehnten Mal wurde in München die Corine vergeben. Prunkvoll, aber in der Fernsehgroßaufnahme nicht publikumstauglich.
Wie ein roter Faden zieht sich die peinliche Moderation von Katrin Bauerfeind durch die TV-Gala: Platte Lobreden werden nicht nur den Büchern gewidmet („ein sehr gutes Buch“), sondern auch dem Publikum („Sie sehen sehr gut aus“), das schließlich noch der Mündigkeit beraubt wird („Sie können gleich mal alles euphorisch gut finden“). Alles gut also?
Keineswegs. Versprecher sind zu entschuldigen (auch in der Masse). Lobreden auf die Kleider der Damen gehören vielleicht zu einer Gala. Doch eine Lesung sollte eine von der Buchbranche konzipierte Veranstaltung schon angemessen präsentieren können. Als keine gute Wahl erwies sich da Constantin Victor Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn mit seinem Vortrag aus „Der Junge, der den Wind einfing“ (von William Kamkwamba und Bryan Mealer). Ohne Elan und Überzeugung trug er seine Passage vor. Zwar schaffte es der Protagonist den Wind einzufangen, die Corine hingegen konnte ihr Publikum nicht packen. Nur rund 80.000 Zuschauer schalteten ein (Marktanteil 0,2 Prozent).
Bald finden wir die mögliche Erklärung für viele müde Sprüche: Die Moderatorin hat dank Joe Nesbø seit vier Wochen schlaflose Nächte. Bei der vorgetragenen Stelle aus „Leopard“, die sich als haarsträubend harmlos erwies, möchte man ihr das aber nicht so richtig abkaufen.
Ein Glanzlicht dagegen Ernst Stankovskis Vortrag aus „ Kokoschkins Reise“ (Autor: Hans Joachim Schädlich): Er lässt den Zuschauer in die Geschichte eintauchen, als lausche er ganz privat vor knisterndem Kaminfeuer. Auch die Inszenierung von „Margos Spuren“ (John Green) kann überzeugen: Darstellerin Josefine Preuß spielt die Szene lebendig und voller Inbrunst und erinnert in ihrer Lobrede daran, dass Jugendliteratur nicht nur pädagogisch, sondern vor allem literarisch bewertet werden sollte.
Zwar zeigen diese Highlights, dass Bücher sich durchaus im Fernsehen inszenieren lassen. Insgesamt zeigt die TV-Gala aber, wie schwer dies oft fällt. Dass sich Bücher massenpublikumswirksam darbieten lassen, hat keiner besser bewiesen als die Lit.Cologne. Vielleicht leisten die Kölner Hilfestellung?
Die Moderation von Frau Bauernfeind, eine peinliche Geschichte, um nicht zu sagen Katastrophe. Im Schweinsgalopp durch die Sendung, man hätte meinen können, sie müsse dringend noch woanders hin und diese Moderation sei ihr ein lästiges Übel.
Hätte mich nicht die Erwartung an Hans Joachim Schädlich bei der Sendung gehalten, hätte ich aus Ärger über diese dümmliche Moderation („Ein gutes Buch!“ „Ein sensationelles Kleid!“ „Ist jemand verstorben? Ich hörte ein Husten!“)viel schneller weggeschaltet. So haben hier Preisträger und Laudatoren zum Teil für die schlechte Moderation entschädigt!
Das beste an der Corinne-Preisverleihung ist die obige Kritik dieser Gala. Wobei ich nur dem ersten Teil dieser Kritik persönlich voll zustimmen kann. Den zweiten Teil habe ich nicht mehr verfolgt. Nachdem mich die Moderatorin verärgert hat mit ihren dümmlichen Sprüchen hat mich Constantin Victor Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn derart gelangweilt, dass ich die Sendung verlassen habe. Diese Veranstaltung, in der Bücher und deren Autoren im Mittelpunkt stehen sollten, ist auf diese Weise präsentiert nur peinlich und überflüssig. Das haben weder die Bücher noch die Autoren verdient!
Dem muss ich leider so zustimmen, halte Bauernfeind hier für eine Fehlbesetzung, so gern ich sie bei Harald Schmidt und anderen Veranstaltungen sehe. Allerdings empfand ich auch die Preisträger, d.h. Bücher (von Rosendorfer abgesehen) als wenig preisverdächtig, hier spielte wohl einiges zusammen! Sehr schade, aber es gibt ja genügend gute Bücher fürs nächste Mal & dann sicher auch eine besser passende Moderation!