Isabel Bogdan und Jan Brandt beschäftigen sich auf mehreren Ebenen professionell mit Texten: Bogdan als Übersetzerin, Buchautorin und Bloggerin, Brandt als Journalist und Schriftsteller. Beim Thema Blogs vertreten sie konträre Positionen. Im Doppelinterview sprechen Bogdan und Brandt über ihre Beweggründe, den Spagat zwischen Selbstvermarktung und Privatleben sowie über den Segen fester Abgabetermine.
Frau Bogdan, was macht das Bloggen für Sie so interessant?
Bogdan: Ich habe mit dem Bloggen angefangen, als wir in Coesfeld im Münsterland wohnten. Dort herrscht die sprichwörtliche tote Hose, sodass ich mich ins Internet geflüchtet habe. So habe ich Blogs, zunächst als Leserin, für mich entdeckt. Vor elf Jahren habe ich dann selbst angefangen zu bloggen. Wenn man mir damals gesagt hätte, dass ich das heute immer noch mache, dann hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass ich der Welt so viel zu erzählen habe, aber es tauchen immer wieder Themen auf.
Zudem funktionieren Blogs und überhaupt die sozialen Medien – Facebook, Twitter – sehr gut zum Netzwerken. Darüber lerne ich viele Menschen kennen. Anfangs habe ich übrigens noch halb anonym gebloggt, weil ich Sorgen hatte, was andere dazu sagen würden und weil es ja auch eher ein Hobby war. Inzwischen hat sich meine Einstellung völlig geändert: Das Blog ist mein Schaufenster, in dem ich zeige, was ich kann, was ich mache, was ich bin.
Herr Brandt, Sie dagegen haben keinen Blog und sind auch in den sozialen Netzwerken nicht sonderlich aktiv. Wieso haben Sie diesen Weg gewählt?
Brandt: Das sind teils genau die Gründe, die Isabel Bogdan schon genannt hat. Nur ist es in meinem Fall andersherum: Da ich in Berlin wohne, wo sich die Szene trifft, habe ich nicht die Notwendigkeit des Austauschs über das Netz. Zudem bin ich Journalist und verdiene mit Texten mein Geld. Indem ich nicht alles, was mich interessiert, online poste, stelle ich eine Verknappung her. Das, worin ich mich vertiefe, ist ja schließlich das, was ich verkaufe. Das Dritte ist, dass ich Privates und Berufliches trenne. Ich will nicht allzu viel von mir preisgeben.
Wie professionell betreiben Sie Ihren Blog?
Bogdan: Ich verdiene kein Geld damit. Ich gehe natürlich professionell mit Texten um, aber ich habe keine regelmäßigen Erscheinungszyklen. Ich bestücke das Blog, wie es gerade passt.
Brandt: Es kommt auch darauf an, wie man Geldverdienen definiert. Wenn ich für journalistische Texte Geld verlange, dann ist ein Blog vielleicht nicht die richtige Wahl. Aber als Autor profitiert man indirekt durch die Selbstvermarktung. Ich persönlich fühle mich dabei nicht sehr wohl, aber komme natürlich nicht völlig darum herum. Die Frage ist, inwieweit man das mitmacht. Ich finde es problematisch, wenn ein Autor sein Produkt wie ein Vertreter verkaufen muss und der Verlag meint, in dieser Hinsicht nichts mehr leisten zu müssen. Meine Bücher sollten sich im Idealfall selbst verkaufen, oder andere müssen das für mich übernehmen – in meinem Fall der Verlag.
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