Der deutschsprachige Buchhandel hat 2013 stagniert und sich stabilisiert, darauf deuten alle Marktdaten einschließlich des buchreport-Umsatztrends hin, der für deutsche Buchhandlungen eine schwarze Umsatznull errechnet hatte. Dass die hinter dem Durchschnitt stehenden Entwicklungen breiter streuen, hat nicht zuletzt die Weltbild-Krise offenbart.
Die alljährliche buchreport-Vermessung der größten deutschsprachigen Buchhandlungen, in diesem Jahr mit neuem Ansatz verwirklicht und im ersten Schritt stark aufs Publikumsgeschäft ausgerichtet, zeigt bei konstanten Standort- und Filialkonzepten ebenfalls eine weitgehend unauffällige Entwicklung: Ob Plus oder Minus hängt bei Regionalfilialisten wie bei den großen Standortbuchhandlungen meist von kleinen Flächenveränderungen ab. Große Bewegung gibt es dafür an der Spitze, deren Umsätze im vergangenen Jahr stärker schwankten, verbunden mit Marktverschiebungen.
Amazon: Umdenken bei Aktionären?
Das weltgrößte Online-Kaufhaus Amazon ist seit einigen Jahren auch deutscher Buchmarktführer. Von den rund 3 Mrd Euro, die Amazon.de 2013 nach buchreport-Berechnungen mit Medien erwirtschaftet hat, entfallen schätzungsweise 1,6 bis 1,9 Mrd Euro auf das Buchgeschäft, einschließlich Marketplace und Gebrauchtbuchhandel. Der Amazon-Gesamtumsatz hierzulande hat 2013 um 16% auf umgerechnet 7,6 Mrd Euro zugelegt, wesentlich auch durch die Hinzunahme weiterer und oft höherpreisiger Produkte. Die Herausforderungen, national: Der digitale Impulsgeber im Buchbereich, die Kindle-Lesegeräte, hat 2013 durch die Tolino-Allianz einen stärkeren Wettbewerber bekommen. International: Der Kurs der Amazon-Aktie ist in den vergangenen Wochen abgesackt, Börsianer monieren, dass die Wachstumskurve des Onliners abflacht und der Konzern zu wenig Geld verdient – folgt ein Kurswechsel?
Thalia: Rückbau und Ausbau
Der stationäre Marktführer Thalia ist nach den Sanierungsschritten und entsprechendem Personalabbau wieder in etwas ruhigeres Fahrwasser geraten und im letzten Weihnachtsgeschäft sogar in Jubelstimmung verfallen. Zurück liegen massive Einschnitte ins Filialnetz, mit 20 geschlossenen Standorten seit 2012 (entspricht 20 000 qm Flächenverlust). Doch Thalia baut auch aus:
- Bis zum Jahresende 2013 hat Thalia den Anteil an buch.de bis auf 95,1% erhöht, in diesem Frühjahr soll der Squeeze Out, das Herausdrängen der verbliebenen Aktionäre, erfolgen.
- In der Schweiz hat Thalia Schweiz zum 1. Oktober 2013 ein Joint Venture mit der anderen großen Kette Orell Füssli geschlossen, das zusammen fast 190 Mio Euro auf die Waage bringt. Ziel: Sich gegen Amazon behaupten.
DBH: Koalitionäre auf Solomission
Sieben Jahre nach Gründung befindet sich die DBH, das große Joint Venture von Hugendubel und Weltbild, in der Auflösung. Es bleiben zwar vorerst Lieferungs- und Leistungsbeziehungen zwischen München und Augsburg, aber ansonsten gehen die langjährigen Partner getrennte Wege. Wer künftig über das Ziel entscheidet, ist in beiden Fällen unklar: Bei Hugendubel ist neben der Kirche als Kreditgeber angeblich ein neuer Investor an Bord; bei Weltbild wird sich in wenigen Wochen entscheiden, ob jemand einsteigt – dann wird sich zeigen, welche Kurskorrektur erfolgt.
Die ausführliche Analyse der größten Buchhandlungen lesen Sie im buchreport.magazin März 2014 (hier zu bestellen).
Kommentar hinterlassen zu "Marktführer unter Druck"