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Maßanzug passte nicht

Die Nachricht schlug am Dienstagabend wie eine Bombe ein: Nach nur zwölf Monaten feuert Barnes & Noble mit sofortiger Wirkung seinen CEO Ron Boire (Foto r.). Das knappe Statement ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten: „Der Verwaltungsrat ist zu dem Entschluss gekommen, dass Mr. Boire nicht in das Unternehmen passt und er es deshalb im beiderseitigen Interesse verlassen wird.“ Eine Trennung im Guten liest sich anders.

Die Konsequenzen aus dem Rauswurf rücken den Mann wieder in den Blickpunkt, der eigentlich nach der Aktionärsversammlung am 14. September seinen Ruhestand genießen wollte: Chairman Len Riggio (Foto l.). Während die Suche nach einem CEO mit Hochdruck betrieben wird, wird der 75-Jährige, der mit 17,5% auch größter Einzelaktionär von Barnes & Noble ist, kommissarisch als CEO die Zügel übernehmen. Unterstützt wird er vom Führungsteam des größten stationären US-Buchhändlers, das nach Boires Abschied intakt bleibt.

Weil Barnes & Noble Nachfragen nicht beantwortet, kann über die Gründe von Boires Rauswurf nur spekuliert werden. In den USA heißt es, dass Boire die Einbußen, mit denen er das Geschäftsjahr 2015/16 (per 30. April) abgerechnet hat, zum Verhängnis geworden sind, obwohl er das Jahr gar nicht zur Gänze zu verantworten hatte. Der Gesamtumsatz war um 3,1% auf 4,2 Mrd Dollar gefallen. Während Barnes & Noble Retail (die Ladenkette samt Online-Shop BN.com) mit -1,9% auf 4,0 Mrd Dollar noch moderat zurücklag, war das Nook-Geschäft mit 191,5 Mio Dollar (-27,4%) weiter eingebrochen.

Wie die Finanzmärkte auf die Nachricht reagieren werden, wird sich heute im Laufe des Tages zeigen. Barnes & Noble hatte das Statement erst unmittelbar vor Börsenschluss veröffentlicht. Das „Wall Street Journal“ zitiert John Tinker, einen Analysten von Gabelli & Co., dahingehend, dass die Börse von der Entwicklung ebenfalls überrascht worden ist. „Investoren mögen keine Überraschungen“, sagt Gabelli und deutet damit bereits an, in welche Richtung sich der Aktienkurs bewegen wird – mutmaßlich nach unten.

Alles hat Boire offensichtlich aber doch nicht falsch gemacht. Das Strategiepapier, mit dem er die Ladenkette neu aufstellen wollte, soll weiterhin umgesetzt werden, heißt es explizit in dem Statement. Die Blaupause für das Konzept wird demnächst in vier neuen Läden im Alltag ausgetestet, die im Laufe des Herbstes in vier verschiedenen Regionalmärkten eröffnen werden. Kundenfrequenz soll dabei vor allem ein professioneller Gastronomiebereich mitten im Laden bringen, um den sich Buch- und Nonbook-Abteilungen nach einem neuen Warengruppensystem gruppieren werden, an dem noch gefeilt wird.                                                                                    

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