„SZ“-Autor Bernd Graff schildert in dem Beitrag (Ausgabe vom 14.8.) eine Branche, die sich zunehmend professionalisiere. Zu Wort kommt unter anderem Matthias Matting, Mitbegründer des Deutschen Selfpublisher Verbandes, und „‚Papst‘ der Eigenverleger“. Mit einem Monatseinkommen von „zwischen 15.000 und 20.000 Euro“ sei er einer der 250 erfolgreichsten deutschen Selfpublisher.
Genannt werden einige Hintergründe, Zahlen und Fakten zum Selfpublishing, zum Teil auch aus Mattings aktueller Umfrage unter Selfpublishing-Autoren:
- 40% der Verfasser gaben an, dass sie mit Werken aus dem Eigenverlag mehr verdienen als in der Obhut von Verlagen
- Für die Selbstverleger entfallen Druck- und Transportkosten
- Es gibt keine Buchpreisbindung für Selfpublishing-Titel (Anmerkung der buchreport-Redaktion: Die Buchpreisbindung gilt auch für Selfpublishing-Titel!)
- Die Endpreise für Bücher aus dem Eigenverlag übersteigen selten 4,50 Euro
- Zu den anfallenden Kosten eines Eigenbuchs zählen Ausgaben für professionelles Lektorat (800 bis 1200 Euro) und das Layout des Buchcovers (etwa 300 Euro)
Zentraler Treiber sei Amazon mit seiner Selfpublishing-Plattform Kindle Direct Publishing (KDP). 8 der meistverkauften 10 Digital-Titel bei Amazon Deutschland seien Bücher der hauseigenen Selbstverlagsplattform, die nie in einer „offiziellen“ Bestseller-Liste geführt würden, deren Autoren „selbst bei fantastischen Verkaufszahlen“ fast niemand kenne.
Dabei sei nicht alles Schund und in jedem Fall gebe es einen Markt für diese Bücher: „Mark Dawson mit der im britischen TV laufenden Beatrix Rose-Serie, der Amerikaner Andy Weir, dessen ‚The Martian‘, der ‚Marsianer‘ von Ridley Scott verfilmt wurde, sind selbstverlegende Großverdiener. Der Krimi ‚Der siebte Tag‘ von Nika Lubitsch, zu dem es fast 1 400 Leserrezensionen bei Amazon.de gibt, ist das erfolgreichste deutsche KDP-Buch seit Bestehen des Dienstes, es wurde 2017 mit Iris Berben für das ZDF verfilmt.“
Was folgt daraus für die Buchbranche? Zunächst einmal die Erkenntnis, dass der beklagte Buchkäuferschwund in dieser Form nicht zutreffe: „Die diesjährige Studie des Börsenvereins des deutschen Buchhandels berichtet im Januar von (weiteren) dramatischen Rückgängen ihrer Leser und der Buchkäufe. (…) Doch diese beunruhigenden Zahlen relativieren sich, wenn man die Käufe der Self Publishing-Titel hinzu addiert, die von dieser Vereinsstudie ausgeblendet werden. Denn 2017 schüttete Amazon 220 Millionen US-Dollar an Tantiemen für seine Autoren aus, fast eine Viertelmilliarde, im Juni 2018 allein waren es 22 Millionen.“
Update: Vom Börsenverein kommt ein Dementi: „Hier liegt ein Missverständnis vor. Die Studie bezieht sich sowohl auf Verlagsbücher wie auf solche von Self-Publishern – es wurden also keine Titel ‚ausgeblendet‘“, erklärt PR-Manager Alexander Vieß.
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