Wer an Literaturkritik denkt, hat nach wie vor meist das klassische Feuilleton im Sinn. Längst hat sich allerdings online eine ganze Szene Lesebegeisterter gebildet, die ihre eigenen Buchbesprechungen in Blogs, Foren und Co. miteinander teilen – auf Augenhöhe mit der Zielgruppe und ohne literarische Berührungsängste.
Roman Bucheli sieht hier einen Mehrwert der offenen Internet-Literaturkritik gegenüber den Zeitungsrezensionen, die zu stark auf „reine, poetische Literatur“ fokussieren: „Selten mischt sich ein überraschendes Buch unter das Erwartbare. Kaum einmal ein Kochbuch, kein Handbuch des Handwerks, weder Schund noch Trash. Wenn Kritiker also auch manches nur mit spitzen Fingern aus ihrer Reichweite entfernen, so heisst es gleichwohl nicht, solche Bücher würden nicht besprochen. Man braucht nur den Kanal zu wechseln“, urteilt er in der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“).
Als besondere Form der Online-Rezension empfiehlt Bucheli Youtube-Videos, in denen Bücher vorgestellt werden: Wer auf der Plattform die Suchbegriffe Literaturkritik oder Book-Review eintippe, stoße auf ein reiches Angebot unterschiedlichster Buchbesprechungen, das dem literaturinteressierten Publikum – ungeachtet der inhaltlichen Qualität der einzelnen Beiträge – eine echte Alternative biete.
Buchelis Fazit lautet folglich: „Man mache sich nur bloß nicht lustig über solche Produktionen, die das ganze Spektrum von schwacher Satire bis zu grausamer Selbstdarstellung abbilden. Allein die Abonnentenzahlen müssten jeden professionellen Literaturkritiker vor Neid erblassen lassen.“
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