Der deutsche Einzelhandel hofft auf ein starkes Weihnachtsgeschäft. Nach Einschätzung des Handelsverbands Deutschland (HDE) stehen die umsatzstärksten Wochen des Jahres unter guten Vorzeichen: „Es wäre erstaunlich, wenn die Konsumenten in diesem Jahr nicht deutlich mehr Geld für Geschenke ausgeben würden als im vergangenen Jahr“, vermutet HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in der „Welt“. Eine konkrete Prognose auf Basis einer Händlerumfrage wird der HDE Ende dieser Woche präsentieren: „Die ersten Ergebnisse lassen darauf schließen, dass vielleicht noch mehr drin ist, als einige Studien vermuten“, lässt Sanktjohanser schon mal Optimismus aufblitzen.
Privater Konsum legt in den nächsten Monaten zu
Dabei sind schon die zahlreichen Prognosen und Umfragen von Wirtschaftsinstituten und Verbänden in ihrer Bewertung von Konsumklima und Kauflaune beinahe durchweg positiv:
- Nach Ermittlung des Meinungsforschungsinstituts Forsa steht dem deutschen Einzelhandel mit einem Umsatzplus von rund 1,4 Mrd Euro gegenüber dem Vorjahr das beste Weihnachtsgeschäft seit 2006 bevor. Auch nach den Konjunkturprognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und der GfK-Konsumklimastudie steigt in den nächsten Monaten der private Konsum.
- Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young hat 2000 Konsumenten nach ihren geplanten Weihnachtseinkäufen befragt, mit dem Ergebnis, dass die Verbraucher trotz Krise nicht an Geschenken sparen wollen. Mit durchschnittlich 232 Euro fällt das Budget knapp 3 Prozent höher aus als im Vorjahr. Dabei steht Lesestoff ganz oben auf der Liste: 58 Prozent wollen Bücher verschenken und dafür im Schnitt knapp 23 Euro ausgeben.
- Trotz dieses positiven Ergebnisses sind die ebenfalls von Ernst & Young befragten 120 deutschen Handelsunternehmen (davon 22 Prozent traditionelle Fachhändler) skeptisch, was die Geschäftsaussichten für Bücher/Schreibwaren betrifft: Nur 23 Prozent der Handelsmanager glauben an eine bessere Entwicklung in dieser Kategorie, ebenso viele erwarten ein schlechteres Abschneiden.
Dabei hätte der Buchhandel angesichts des bisherigen Jahresverlaufs eine anziehende Buchkonjunktur dringend nötig. Der buchreport-Umsatztrend für das stationäre Buchgeschäft liegt nach zehn Monaten bei –2,8 Prozent.
Breites Erwartungsspektrum für das Online-Geschäft
Ein wie schon in den Vorjahren rasantes Wachstum wird im Online-Weihnachtsgeschäft erwartet, allerdings gehen die Einschätzungen zu diesem Vertriebsweg weit auseinander:
- HDE-Präsident Sanktjohanser beziffert den Online-Anteil auf etwa 4 Prozent und sieht für den Internethandel eine „natürliche Begrenzung“ darin, dass es die Leute zum Einkaufen in die Innenstädte zieht.
- Bei Ernst & Young beträgt der Online-Shopping-Anteil 15 Prozent.
- Der Online-Händler buecher.de, eine Weltbild-Tochter, kommt nach einer Umfrage unter rund 2300 Befragten zu dem Ergebnis, dass fast die Hälfte ihre Weihnachtsgeschenke im Internet einkaufen.
- Laut Hightech-Verband BITKOM fällt die Zahl der deutschen Online-Shopper in diesem Jahr mit 22 Millionen doppelt so hoch aus wie 2009. Die Zahl der Online-Käufer liege um 57 Prozent höher als im vergangenen Jahr – knapp jeder dritte Bundesbürger ab 14 Jahren shoppe online. Weitere 17 Millionen Deutsche seien am Online-Kauf von Geschenken interessiert, aber noch unentschlossen; 2,4 Millionen der Online-Shopper hätten schon jetzt Geschenke für Weihnachten im Web besorgt. In der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren gingen 44 Prozent im Internet auf Shopping-Tour.
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