Nur wenige Teilnehmer sind zur Herbst-Sitzung des Branchenparlaments nach Frankfurt gereist, entsprechend unaufgeregt waren heute die Diskussionen. Die Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB erntete für ihr E-Book-Lesegerät und die White Label Shops viel Lob von den Sortimentern. Die Buchhändler freuten sich über den „Liro-Reader“, der ihnen die Möglichkeit gebe, sich digital besser aufzustellen, erklärte Heinrich Riethmüller, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses. Die Forderung nach guten Geräten sei berechtigt, weil die von den Barsortimenten angebotenen Reader Defizite hätten.
Die Zwischenbuchhändler hingegen, die zuletzt noch den vollständigen Verkauf von Libreka gefordert hatten, waren spärlich vertreten und wiederholten ihre Forderungen nicht. Es scheine, als sei „die Luft raus“, nachdem ihre immer wieder geäußerte Kritik kaum Anklang im Börsenverein gefunden habe, erklärt ein Vertreter der Sparte gegenüber buchreport.de, der nicht genannt werden will.
Dieter Dausien vom Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau forderte bessere Konditionen von den Verlagen. Schließlich stehe auch die Buchpreisbindung auf der Kippe, wenn die flächendeckende Versorgung mit Büchern durch das Buchhandelssterben nicht mehr gewährleistet sei.
Hintergrund dieser Diskussionen ist das Buchpreisbindungsgesetz von 2002, das die „Existenz einer großen Zahl von Verkaufsflächen“ fördern will und deshalb in § 6,1 fordert: „Verlage müssen bei der Festsetzung ihrer Verkaufspreise und sonstigen Verkaufskonditionen gegenüber Händlern den von kleineren Buchhändlern erbrachten Beitrag zur flächendeckenden Versorgung mit Büchern sowie ihren buchhändlerischen Service angemessen berücksichtigen.“
Seit einigen Monaten arbeiten die Verleger und Buchhändler im Verband daran, diesen Paragrafen zu konkretisieren. Der Sortimenter-Ausschuss bewertete die von den Verlegern präsentierte Vorlage als gute Grundlage, da sie im Wesentlichen mit den Empfehlungen der Buchhändler übereinstimmt. Auch Karl-Peter Winters, Vorsitzender des Verleger-Ausschusses, bekräftigte, dass die Verlage darüber nachdenken sollten, wie sie kleinere Sortimenter unterstützen können. Nun sollen die Vorschläge beider Sparten in ein gemeinsames Spartenpapier zusammengeführt werden.
Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis betonte, dass die Veränderungen der Branche vom Verband und seinen Wirtschaftstöchtern vorangetrieben und aktiv begleitet würden. Der Verband werde auch die auf der Zukunftskonferenz aufgestellten Forderungen nach angepassten Dienstleitungen, neuen Dialogformen und Innovationsförderung aufgreifen und umsetzen. Dazu gehöre eine Stabsstelle im Verband zur Förderung von Innovation und zur Ausschöpfung strategischer Potenziale. Auch der Ausbau der Marktforschung, neue Angebote für das Sortiment, die Ausarbeitung einer Studie zum Buchmarketing und die Kommunikation rund um das „Prinzip Buch“ stünden auf der Agenda des Verbands.
Wie im vergangenen Jahr endete das Branchenparlament ohne Handlungsempfehlung in Form einer „Frankfurter Erklärung“. Weil so wenige Teilnehmer kamen, wollen die drei Fachausschüsse nun ein neues Konzept für das Branchenparlament mit breiterem Themenspektrum ausarbeiten.
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