In unzähligen Piratenforen erfreuen sich illegal verbreitete E-Books wachsender Beliebtheit – zum Ärger der Verlage und Buchhändler. So das Ergebnis einer Internet-Analyse durch die Unternehmensberatung Lisheennageeha (zur kompletten Studie).
Tauschbörsen spielen nur eine geringe Rolle
Die quantitative Analyse der Forscher zeigt, dass Tauschbörsen auf dem Gebiet der E-Books eine untergeordnete Rolle spielen. Sehr viel bedeutender sind nach Ansicht der Forscher sogenannte Direct Download Links. In letzterem Fall verlinkt ein Nutzer „nur“ auf urheberrechtlich geschützte raubkopierte Inhalte, über den Link kann ein anderer Nutzer die Bücher dann herunterladen. Problem für Verlage: Es sei nur in Ausnahmefällen möglich, die Verantwortlichen rechtlich zu belangen, dann aber nur mit erheblichem Aufwand.
Ein Vergleich der führenden Seiten beider Verbreitungsformen mit den gleichen Suchbegriffen zeigt, dass aktuell die meisten E-Books via Download-Link angeboten werden, etwa die 40-fache Menge. So fanden die Forscher über die Suchbegriffe Wiley, Elsevier, O’Reilly und Addison Weekly nur 610 E-Books bei der größten Tauschbörse, dafür aber 2490 via Link-Portal. Im Belletristik-Bereich zeigte sich ein ähnliches Bild: Bestseller wurden nur in seltenen Fällen über Tauschbörsen angeboten, auf Foren sind sie hingegen stark verbreitet.
Steigende Nutzerzahlen
Auch die Zahl der Nutzer solcher Portale steigt nach Ansicht der Forscher stetig an. Eines der führenden Portale von illegal kopierten Inhalten (mit einem Angebot von 300000 E-Books), erfreue sich wachsender Beliebtheit. So nehme die Zahl der Nutzer des Portals laut Alexa-Traffic-Rank seit Jahren beständig zu. Allein von Anfang 2009 bis Ende 2010 habe sich die Zahl der Nutzer fast verdoppelt. Beim führenden Forum für illegal kopierte Inhalte hätten sich die Besucherzahlen gar verzehnfacht. Nach eigenen Angaben hat diese Seite mehr als 1 Mio registrierte Nutzer. Den Gesamtumfang an illegal kopierten Büchern schätzen die Forscher auf 100000 Bücher.
Erhebliche Umsatzverluste
Zu welchen Umsatzverlusten führt das Herunterladen der kostenlos angebotenen E-Books? Da nicht jeder Download einem entgangenen Verkauf entspricht, haben die Forscher eine Ersatzrate von 1% angenommen: Würde bei hundert geladenen Büchern ein Verkauf getätigt, ergäbe sich für die zehn meist gesuchten Bücher des Wiley Verlags allein über ein Portal ein entgangener Umsatz von 33000 Dollar. Wird die Suche auf Bücher ausgeweitet, die mindestens 1000 Mal heruntergeladen wurden, ergibt sich ein Minus von 140000 Dollar.
Ähnlich gravierend ist dies im Hörbuchbereich: Der Hörverlag hatte innerhalb eines Jahres mehr als 165000 illegale Download-Angebote einer Harry-Potter-CD gezählt. „Hätten nur 1% der mutmaßlichen Downloader die CD rechtmäßig erworben, hätte der Handel mindestens 750000 Euro mehr Umsatz gemacht“, rechnet Stephanie Häger aus der Lizenzabteilung der „Welt“ vor.
Anmerkung der Redaktion: Die Namen der Portale werden im Artikel sowie in der Studie nicht genannt, um Piraterie nicht zu fördern.
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