Sick: Suspekt
Der megaerfolgreiche Sprachkritiker Bastian Sick ruft immer mehr Neider und Kritiker auf den Plan. Der Medienexperte Peter Turi sprach schon vor einiger Zeit von einem Trend zum „Bastian-Bashing“ und der Berliner Sprachwissenschaftler André Meinunger folgt jenem Trend jetzt mit seinem Buch „Sick of Sick?“ (Kadmos). Wem solche englischen Wortspiele suspekt sind, die Rechthabereien des „Zwiebelfisch“-Autors aber trotzdem auf die Nerven gehen, dem sei hiermit eine deutsche Wendung zum Äußern seines Unmuts angeboten, die besonders gut in einer Berliner Mundartvariante funktioniert: „Ick krieg’ Sick dick!“
Westphalen: Wortschöpfend
Die Aktion des Schriftstellers Joseph von Westphalen und seines Mäzens Gerhard Schäfer, ein erfolgloses Frühwerk des Autors eigens zum Zwecke des Loswerdens wieder aufzulegen (buchreport berichtete), findet große Resonanz. „Die spinnen, die Dichter“, schrieb etwa „Spiegel Online“ über diesen „Entsorgungsdruck“, wie Westphalen die Neuauflage seines Buches „Sinecure“ mittlerweile nennt. Dabei sollte man aber nicht übersehen, dass der Schriftsteller – und das ist schließlich nicht die geringste Aufgabe des Literaten – die deutsche Sprache um eine Bedeutungsvariante bereichert hat. Verstand man doch bisher unter dem Begriff „Entsorgungsdruck“ eher das dringendste Bedürfnis der Bewohner von Neapel.
Briten: Belästigt
In den deutsch-britischen Beziehungen herrscht derzeit im Wortsinne dicke Luft: Die Bewohner südenglischer Ortschaften erschnuppern bei Ostwind einen penetranten Güllegeruch. Die britische Boulevardpresse will – kein Witz – als Urheber des Pesthauchs niedersächsische Bauern ausgemacht haben und spricht von „The Gestank“. So kurios die Beschuldigungen anmuten, überraschend ist es nicht, dass es einmal so weit kommen würde. Schließlich wächst Europa schon seit einigen Jahren immer enger zusammen. Und dass das vielen Britin stinkt, ist auch nichts Neues.
Zweifel: Zaghaft
Die besonders schöne und treffende Charakterisierung einer Redensart liefert die „Zeit“ in ihrer Rubrik „Wörterbericht“. Über den Stoßseufzer „Nee, ne?“ schreibt da „Zeit“-Redakteur Peter Kümmel: „,Nee, ne?‘ ist die Kurzform von ,Das kann nicht wahr sein – oder etwa doch?‘ Weder Proletariat noch Oberschicht benutzen diesen Doppellaut, er steht zaghaft zwischen ,Gleich gibt’s auf die Fresse‘ und ,Holen Sie mal Ihren Vorgesetzten‘.“
Casus: Charakteristisch
Zum Schluss noch zwei hübsche Fundstellen aus dem Buch „Niveau ist keine Handcreme. Gepflegte Sprüche für alle Lebenslagen“ von Günther Willen (gerade erschienen bei Ullstein): „Der Unterschied zwischen Comedians und Kabarettisten ist, dass die Comedians alles nur wegen dem Geld machen, Kabarettisten hingegen wegen des Geldes.“ Und: „Realität ist eine Illusion, die durch Alkoholmangel hervorgerufen wird.“
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