Mit der OeFA – Oetinger Filmrechte-Agentur hat die Verlagsgruppe Oetinger eine Filmrechte-Agentur speziell für Kinder- und Jugendstoffe gegründet. Sie soll als Schnittstelle zwischen der Buchbranche und der Filmindustrie fungieren und verfügt dazu unter anderem über eine Datenbank, in der Filmemacher und Produzenten gezielt nach Stoffen suchen können. Die beiden Agentur-Leiterinnen Ulrike Düwert und Anna Zielasko (von oben, Foto: Oetinger Media) sprechen im buchreport-Interview über den Lizenzmarkt und die wirtschaftliche Bedeutung von Buchadaptionen.
Wie schwer ist es für Buchverlage, einen Fuß in die Filmbranche zu bekommen?
Ulrike Düwert: Es ist mit viel Arbeit verbunden. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass potenzielle Filmstoffe, wenn überhaupt, oft nur zufällig gefunden werden. Das geht vielen anderen Verlagen auch so. Wenn Verlage ihre Stoffe nicht sehr aktiv in Richtung Filmbranche kommunizieren, werden maximal ihre offensichtlichen Bestseller angefragt – dabei sind Verlagsprogramme doch so viel reicher an tollen Stoffen!
Wie groß ist überhaupt das Interesse der Filmemacher an Buchstoffen?
Anna Zielasko: Das Interesse an Buchstoffen ist ungebrochen groß. Das liegt daran, dass Geschichten, die sich auf dem Buchmarkt schon bewährt haben, für Produzenten ein geringeres finanzielles Risiko darstellen und auch die Finanzierung solcher Filmprojekte einfacher ist. Die Entwicklung von Originalstoffen dauert für Produzenten sehr viel länger und ist entsprechend kostenintensiv. Da ist es naheliegend, dass Produzenten gern aus dem gesamten Pool an Ideen schöpfen, die der Buchmarkt bietet.
Welche Stoffe funktionieren im Lizenzmarkt?
Anna Zielasko: Einen Film zu entwickeln und zu produzieren ist ein langwieriger und oftmals mühsamer Prozess, da muss man mit Herzblut dabei sein und für sein Projekt brennen – insofern funktioniert ein Stoff immer, wenn sich jemand dafür begeistert. Genau wie Verlage lieben Produzenten natürlich die eierlegende Wollmilchsau: charaktergetriebene, serielle Stoffe, die sich in kürzester Zeit zu Bestsellern gemausert haben, bereits in viele Länder verkauft sind und die möglichst noch kein anderer Produzent vor ihnen entdeckt hat.
Anders gesagt: Es gibt kommerziell ausgerichtete Produzenten, die vorwiegend namhafte Stoffe suchen, aber genauso viele Produzenten, die auf der Suche nach ganz besonderen Geschichten sind. Im besten Fall kommt natürlich beides zusammen.
Wie bedeutend ist für die Buchbranche die filmische Verwertung ihrer Stoffe?
Ulrike Düwert: Jahr für Jahr steigt die Zahl der Novitäten im Buchhandel, auch im Kinder- und Jugendbuch-Segment. Einzelne Titel haben es dadurch immer schwerer, sich dauerhaft zu etablieren und ihr Publikum zu finden. Vor diesem Hintergrund sind Buchverfilmungen wichtiger denn je. Ihre stetig wachsende Bedeutung für die Bekanntheit und den wirtschaftlichen Erfolg von Büchern war für uns Anlass, die Vermittlung von Verfilmungsrechten strategisch neu zu denken und eine eigenständige Agentur zur Vermittlung dieser Rechte zu gründen.
Und wie sieht es aus finanzieller Sicht aus?
Anna Zielasko: Optionen bringen im Verhältnis nur kleines Geld, lukrativ wird es für Urheber und Verlag erst dann, wenn die Verfilmungsgebühr fließt. Darüber hinaus ergeben sich durch eine Verfilmung neue Auswertungsformen, wie z.B. Bücher zum Film, Filmhörspiele und Merchandising-Produkte. Und nicht zuletzt steigen durch einen Kinostart in der Regel auch die Verkaufszahlen des zugrundeliegenden Buches an.
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Veranstaltungen wie „Book meets Film“ ein?
Ulrike Düwert: Jede Veranstaltung, bei der Buchrepräsentanten und Filmproduzenten direkt miteinander ins Gespräch kommen, ist aus unserer Sicht hilfreich. Da gibt es sehr unterschiedliche Formate: Zum einen hat man Veranstaltungen wie „Books at Berlinale“ oder „Book meets Film“, bei denen nur eine limitierte Anzahl von Titeln vorgestellt wird, die aber zuvor durch ein Auswahlgremium auf ihr Verfilmungspotential geprüft wurde. Die thematische Bandbreite geht hier durch alle Genres und Zielgruppen, Plätze für Kinder- und Jugendstoffe sind deshalb naturgemäß begrenzt. Und dann gibt es noch Stoffbörsen wie zum Beispiel das „Meet and Read“ im Rahmen des Kindermedienfestivals „Goldener Spatz“, die eher den Charakter eines „Speed-Datings“ haben. Sie bieten eine gute Gelegenheit, eine größere Bandbreite an Stoffen vorzustellen und auf diese Weise individuelle Wünsche der Produzenten zu berücksichtigen.
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