Stimmungstief im Selfpublisher-Verband: Ein seit Monaten gärender interner Richtungskampf im Interessenverband der deutschen Selfpublishing-Autoren ist bei seiner Mitgliederversammlung im Austritt von Verbandsmitgründer Ruprecht Frieling kulminiert.
Vorangegangen waren Austritte von diversen Autoren, die als das Who is who im Selfpublishing gelten, u.a. Poppy J. Anderson und Nika Lubitsch. Grund für die Austritte sei u.a. die fehlgehende Kommunikation zwischen Verband und Autoren, so Frieling gegenüber buchreport. Zudem werde der Verband zunehmend zu einem „ADAC der Autoren“ ausgebaut, dem es um möglichst hohe Mitgliederzahlen gehe, statt um Qualitätssteigerung des Selfpublishings.
Vera Nentwich, Vorsitzende des Selfpublisher-Verbands, bedauert die Austritte der Autoren. Man sei bemüht, künftig sensibler zu kommunizieren und für Fragen besser ansprechbar zu sein. Zugleich verwies sie auf die zahlreichen Aktivitäten des Verbands und die Neueintritte in 2018. Aktuell zählt der Verband 445 Mitglieder, 125 mehr als im vergangenen Jahr.
Ein weiterer neuralgischer Punkt des Streits ist die Position des Verbands gegenüber dem Börsenverein. Nentwich hält eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit dem Branchenverband für unabdingbar, um die Präsenz unabhängiger Autoren im Handel zu gewährleisten. Frieling kritisiert derweil die enge Ausrichtung auf den Börsenverein. Der Selfpublisher-Verband stehe vor der Entscheidung, ob man künftig als „Repräsentanz der Vielfalt“ auftrete oder als „ein intellektuell befreiter Gouvernantenstadel, der sich dem Börsenverein anbiedert“.
Wechsel im Vorstand
Bei der turnusgemäßen Vorstandswahl wurde Vera Nentwich indes als Vorsitzende des Selfpublisher-Verbands bestätigt. Neu zum Gremium hinzu gekommen sind:
- Ratgeber-Autor und Buchmentor Tom Oberbichler als Geschäftsführer
- Rechtsanwältin und Autorin Katharina Mosel als zweite Vorsitzende
- Journalistin Jana von Bergner als Beisitzerin.
Im kommenden Jahr will der Verband u.a. sichtbarer werden – in der gesamten Buchbranche, aber auch bei seinen Mitgliedern. So soll es zum Beispiel eine regelmäßige „Selfpublisher-Lounge” geben, in der sich Mitglieder und Vorstand austauschen können. Um gegen Plagiate und gefälschte Rezensionen vorzugehen, hat der Verband Fairness-Regeln in seine Satzung aufgenommen und eine Ethik-Kommission gegründet, die bei Streitfällen zwischen den Mitgliedern vermitteln soll.
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