Die Debatte um Pornografie bei weltbild.de ist bis in den Vatikan vorgedrungen. Am gestrigen Montag sprach sich Papst Benedikt XVI. (Foto li. mit Weltbild-Chef Carel Halff bei einer Audienz 2006) explizit gegen die „Verbreitung von Material erotischen oder pornographischen Inhalts, gerade auch über das Internet“ aus, was wahrscheinlich als Seitenhieb gegen den von der katholischen Kirche kontrollierten Medienkonzern zu verstehen ist. Die Augsburger selbst haben inzwischen den Erotik-Filter in ihrem Webshop verschärft.
Anlässlich des Antrittsbesuchs des neuen deutschen Botschafters der Bundesrepublik beim Heiligen Stuhl, Reinhard Schweppe, forderte Benedikt, die Prostitution und die Verbreitung erotischer oder pornographischer Inhalte „energisch einzuschränken“. Der Heilige Stuhl werde darauf achten, dass der „notwendige Einsatz gegenüber diesen Missständen seitens der katholischen Kirche in Deutschland vielfach entschiedener und deutlicher erfolgt.“ (hier mehr)
Rückt der Verkauf von Weltbild wieder auf die Agenda?
Laut „Welt“ setzt sich das papsttreue Forum Deutscher Katholiken für den Verkauf von Weltbild ein, von dem 2008 schon die Rede war, der aber im Zuge der Finanzkrise auf Eis gelegt wurde (hier mehr). Auch die Verlagsgruppe Droemer Knaur, die zu 50% Weltbild gehört und selbst pornografische Titel verlege, sei dem Forum ein Dorn im Auge.
Auch bei der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) macht man sich Gedanken über die Zukunft des Medienkonzerns und seiner Beteiligungen. Laut „Welt“ kontert der Sekretär der DBK, Pater Hans Langendörfer, die Aussage von Weltbild-Chef Halff, dass ein Verkauf im Moment kein Thema mehr sei, mit der Aussage: „Eine Verkaufsoption besteht weiterhin – zu einem vertretbaren Zeitpunkt und einem vernünftigen Preis. Die Gesellschafter stehen auch in einer ökonomischen und sozialen Verantwortung.“ Priorität habe für den Jesuitenpater und Aufsichtsrat allerdings die Nutzung von Weltbild für ideelle Zwecke.
Ende Oktober hatte sich außerdem bereits der Aufsichtsrat zu Wort gemeldet (hier mehr).
Die Augsburger, die ebenfalls Ende Oktober Stellung zur Debatte bezogen (hier mehr), hier die Pressemitteilung: „Weltbild bietet in seinem Sortiment keine Pornografie an und hat dies auch noch nie getan. Weder Weltbild noch seine Gesellschafter ,verdienen mit Pornografie Millionen’“), haben inzwischen ihren Filter verschärft: Nachdem Weltbild in einem ersten Schritt Suchen nach Begriffen wie „Sex“ oder „Pornografie“ stoppte, wurden jetzt die Titel des Hamburger Blue Panther Books-Verlags, an dem sich die Diskussion entzündete, aus dem Online-Katalog genommen.
Die Bestseller-Titel von Charlotte Roche sind weiterhin im Sortiment.
Zuerst wird die katholische Kirche kritisiert, weil sie Erotik verdammt – dann wird sie kritisiert, weil sie Erotik fordert. Ja, was wollen die Leute denn nu ?