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Selfpublishing ersetzt keine Verlage

Das Internet hat in den vergangenen Jahren viele Lebensbereiche verändert. Welchen Einfluss es auf das Geschichtenerzählen hat, hat die „New York Times“ verschiedene englischsprachige Autoren gefragt. buchreport hat sich unter deutschen Schriftstellern umgehört und stellt die Antworten zu den Einflüssen der Digitalisierung vor. Im sechsten Teil unserer Reihe äußert sich Peter Stamm (Foto: Stefan Kubli).

Inwiefern hat sich Ihr Arbeitsalltag in den vergangenen Jahren verändert?

Ich habe schon seit den frühen neunziger Jahren mit Computern gearbeitet, deshalb gab es in den letzten Jahren keine große Veränderung. Allenfalls die Recherchen sind durch den Computer einfacher geworden. Aber wenn ich einen Ort beschreiben will, muss ich trotzdem hinfahren. Google Maps und Wikipedia reichen da nicht.

Was sind Ihre größten Hoffnungen und Sorgen in Bezug auf die Digitalisierung?

Bei meiner Arbeit ist der Computer eine sehr große Hilfe. Aber er kann die reale Welt nicht ersetzen. Ich mache mir Sorgen, wenn Jugendliche mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen als in der Natur. Einfach, weil ihnen dabei sehr viel entgeht an Sinneseindrücken und Abenteuern.

Wie zufrieden sind Sie mit dem E-Book-Markt?

E-Books machen bei meinen Verkäufen einen sehr kleinen Teil aus. Die paar E-Books, die ich selbst gekauft habe, waren als Arbeitstexte nützlich. Aber Literatur möchte ich trotzdem nicht auf einem Bildschirm lesen. Ich habe aber den Eindruck, der E-Book-Markt funktioniert ganz gut. Wünschenswert wäre es, dass Leser auch E-Books bei ihren Vertrauensbuchhändlern kaufen und nicht bei Internethändlern mit zweifelhaften Geschäftspraktiken.

Ist der wachsende Selfpublishing-Markt Chance oder Bedrohung für Autoren, die vom Schreiben leben wollen?

Ich denke nicht, dass er eine Gefahr ist. Für junge Autoren mag er ein guter Ort sein, um Erfahrungen zu sammeln und erste Texte zu publizieren. Aber er ersetzt ganz bestimmt nicht die große und wichtige Arbeit, die die Verlage leisten. Ein Buch machen heißt eben nicht nur, einen Text zu drucken. Wenn ein Text etwas taugt, wird sich früher oder später ein Verlag dafür interessieren.

Wie groß ist die Gefahr, die von E-Book-Piraterie ausgeht?

Das weiß ich nicht.

Sind die Buchverlage schon fit fürs digitale Zeitalter? Was wünschen Sie sich von ihnen?

Ich habe den Eindruck, dass sie es sind. Viele haben gute und schön gemachte Webseiten mit Katalogen, Autorenporträts und Zusatzinformationen. Mein Verlag, der S. Fischer Verlag, hat vor kurzem einen tollen Newsletter gestartet mit spannenden Inhalten (www.hundertvierzehn.de).

Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm feierte seine ersten literarischen Erfolge in den 90er Jahren. Zuletzt ist von ihm der Roman „Nacht ist Tag“ bei S. Fischer erschienen.

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