Schon immer war das Buchgeschäft stark bestsellergetrieben, doch jetzt ist laut „Publishers Weekly“ eine neue Stufe erreicht: Seit der Frankfurter Buchmesse seien sechs siebenstellige Vorschüsse für Bücher mit Bestsellerpotenzial vereinbart worden. Was bedeutet diese Entwicklung für den Gesamtmarkt?
Einige Branchenexperten bezeichnen diesen Peak zwar als „business as usual“, berichtet „Publishers Weekly“. Andere sehen in den hohen Vorschüssen aber einen Beleg für einen Mangel an Talenten und dem Beweis dafür, dass insbesondere die Großverlage immer stärker von Bestsellern abhängig sind: „Die Midlist und die Backlist verkaufen sich nicht mehr so gut wie früher“, berichtet etwa George Gibson, Verlagsleiter von Bloomsbury.
Die Agentin Stacey Glick dagegen betrachtet die Rekordabschlüsse als Zeichen dafür, dass die Großverlage durch den Zusammenschluss von Penguin und Random House verunsichert sind und zeigen wollen, dass sie durchaus noch „big business“ machen.
Das Verhalten der Verlage ist leider typisch deutsch oder anders gesagt: Man geht auf Nummer sicher. Lieber setzt man auf bekannte „Produkte“, die woanders schon erfolgreich waren, und bezahlt dafür viel Geld, anstatt eigene Autoren zu „Stars“ aufzubauen. Die deutschen Autoren bekommen sowieso nur ein Bruchteil des Erlöses.
Warum erhalten Autoren z. B. nur 10 % vom Verkaufspreis eines E-Books, wenn Verlage doch bis zu 70 % kassieren? Natürlich ohne Abzug von Buchhandels- oder Vertriebsrabatten! Und wer jetzt behauptet, dass die Produktion eines E-Books teuer wäre, hat leider die Digitale Revolution verschlafen.
„Midlist und Backlist laufen nicht mehr so gut wie früher “ – mir scheint, das ist ein Teufelskreis: Auf der einen Seite wird immer mehr Geld in ausländische, meist US-amerikanische Autoren gesteckt, auf der anderen Seite bleibt dadurch immer weniger Werbeetat für die deutschen Autoren übrig – die sich dann natürlich auch schlechter verkaufen. Woraufhin noch mehr Geld in ausländ. „Bestseller“ gesteckt wird … Auf diese Weise wird der Markt guter deutscher Autoren mehr und mehr „ausgetrocknet“: Sie kommen bei den Verlagen nicht mehr zum Zuge, wandern ins Selfpublishing ab usw. Diese unsinnige Scheckbuchverlegerei sollte endlich aufhören! Zumal die US-amerikanischen Literaturagenturen Vorschüsse in irrsinniger und unsinniger Höhe verlangen. Wenn ein deutscher Autor oder eine deutsche Agentur dasselbe verlangen würde, würden die Verleger sie nur auslachen.
Es wird Zeit, dass der deutsche Buchmarkt nicht mehr den Amis hinterherläuft! Oft sind die von dort kommenden Bücher gar nicht so gut und halten auch ihre Verkaufsversprechen nicht ein. Wir haben gute deutsche Autoren, und die verdienen es, im eigenen Land gepflegt und gefördert zu werden. Doch es ist einfacher, schnell das Scheckbuch zu zücken und den Erfolg „schlüsselfertig“ in den USA einzukaufen,, als über viele Jahre einen deutschen Autor zu „pflegen“, bis er Bestseller-Niveau hat. Dafür ist keine Zeit und kein Personal mehr in den Verlagen da – man überlässt das Feld der Autorenpflege mehr und mehr den Literaturagenturen und glaubt, wenn die Summe, die man den Amis hinterherschmeißt (oft maßlos überzogen), nur groß genug ist, dann wird sich der Erfolg schon einstellen. So entsteht eine Mentalität in den Verlagen, dass man nur noch auf vermeintliche Bestseller schielt. Sind die „durch“, ist dann auch keine Backlist mehr da, von der ein Verlag leben könnte, denn die Verkaufsrechte der US-Bücher laufen immer recht schnell nach wenigen Jahren aus, und dann ist Tabula rasa. Ich finde es einen Skandal, dass die deutschen Verlage so USA- und bestellerhörig geworden sind und die deutschen Autoren im eigenen Land kaum was zu melden haben!