In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 18 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Sophia Fritz.
Mein Roman in drei Sätzen
Ein gordischer Knoten an Beziehung und ein Freilichtmuseum von Gefühlen. Lauter Herzen, die so schwer sind vom Schwimmbad, und Tauwettergesichter, die nicht so genau wissen, wohin jetzt. Und dann auch mein bester Versuch, ehrlich zu bleiben.
Mein Weg zu Kanon
Der Weg war ein kurzer, weil er sich gleich richtig angefühlt hat. Vermittelt wurde er von meiner Agentin Michaela Röll, der ich dafür sehr dankbar bin. Die Entstehungsgeschichte des Kanon Verlags inspiriert mich, und die Umgangsweise war von Anfang an vertraut.
Das Verdienst meines Lektors
Gunnar Cynybulk hat „Steine schmeißen“ überhaupt erst möglich gemacht, in jeder Hinsicht. Am meisten schätze ich sein Einfühlungsvermögen, dass er die Intentionen hinter den Texten versteht und sie dann verbessern kann, ohne jemals übergriffig zu werden.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Die Buchbranche erinnert mich an das Spiel, das man früher auf Geburtstagen gespielt hat, bei dem Hütchen in einer Reihe aufgestellt werden und einer die Augen verbunden bekommt und blind über sie drübersteigen muss. Bevor er anfängt, werden die Hütchen lautlos entfernt, und während der mit den verbundenen Augen ganz erleichtert ist, weil er unter sich nichts Scheppern hört, ist er eigentlich die ganze Zeit nur über Luft gestiegen.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Ich mag das Ocelot in Berlin gern und das Literaturcafé Goldmund in Köln, generell alle Orte mit Bummelzugvibes und mindestens okaynem Kaffee.
Meine Lieblingsautoren
Zeruya Shalev, Dirk Bernemann, Marie Howe.
So lese ich
Ich mache unterwegs Screenshots von Texten „für später“ und vergesse sie dann wieder. Ich lese Geschichten in die Gesichter rein, in die ich mich verliebt habe, ich lese Bedeutung in die Uhrzeit rein, zu der Textnachrichten versendet wurden, ich lese Speisekarten und die Bildunterschriften auf meiner Timeline, ich lese die ersten drei Seiten von Büchern, die ich empfohlen bekommen habe, und empfehle sie dann sofort weiter.
Schreiben ist für mich
Ausdruck und Impuls, der beste Versuch, Verständnis für sich selbst und füreinander zu erlangen, indem man offenlegt, was da ist, und anderen die Möglichkeit gibt, einen Blick darauf zu werfen und sich dazuzulegen.
Wenn ich nicht gerade schreibe
bin ich am liebsten im Kontakt mit Menschen und Mehlspeisen, sowohl auf beruflicher als auch auf privater Ebene.
Debütantinnen und Debütanten– im buchreport.magazin 07-08/2021
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Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
In meiner Laufbahn hatte ich das Glück, einige unverwechselbare Schriftstellerinnen und Schriftsteller entdecken zu dürfen. Man merkt das immer sofort: Da ist der eigene Ton, der einfach stimmt, die Figuren, die einen fesseln. So ging es mir auch bei Sophia Fritz und „Steine schmeißen“. Der Roman ist eines der besten Debüts, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, damit ist Sophia Fritz aus dem Stand jemand.
Gunnar Cynybulk, Verleger
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