Die Um- und Anbauten zeigen Wirkung und haben den deutschen Zeitschriftenverlagen ein stabiles Jahr 2017 beschert, berichtet der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Im publizistischen Kerngeschäft sind die Vertriebs- und Anzeigenerlöse zwar weiterhin rückläufig, aber damit, so scheint es, hat sich die Branche arrangiert. Fürs Gegengewicht sorgen die Expansion in neue Geschäftsfelder und greifende Digitalstrategien.
Klassisches Geschäft rückläufig, unterm Strich steht die Null
- Wie schon im Vorjahr setzten die deutschen Zeitschriftenverlage (Fach-und Publikumszeitschriften) insgesamt 14,8 Mrd Euro um.
- Laut aktueller VDZ-Trendumfrage rechnen die Verleger auch 2018 mit einer stabilen Geschäftsentwicklung.
- Das Printgeschäft verliert weiter: Im Schnitt wird ein Umsatzminus von jeweils knapp 2% im Vertrieb und im Werbegeschäft erwartet.
- Das Digitalgeschäft soll dagegen zulegen (+8%), ebenso wie angedockte Geschäfte u.a. mit Konferenzen und Datenbanken (+2%), die vor allem Fachverlage für ihre meist eng abgesteckten Zielgruppen entwickeln.
- Die Fachzeitschriften (Ende 2017: 4000 Titel) haben ohnehin eine stabilisierende Rolle für den Gesamtmarkt: Das Geschäft mit Fachinformationen wächst laut VDZ seit 2009 kontinuierlich.
Trends im Publikumsmarkt: mehr Titel, kleinere Auflagen
Im Publikumsbereich setzt sich der Trend zu mehr Titeln mit kleineren Auflagen fort:
- Zum Jahreswechsel zählte die Branche 1600 Publikumszeitschriften – ein Drittel mehr als im Jahr 2001.
- Allein 2017 kamen 90 neue Magazine hinzu, 37 wurden eingestellt.
- Ein Viertel aller Zeitschriftenverlage will auch 2018 neue Periodika herausbringen, etwa die Hälfte neue Sonderausgaben.
Auch der VDZ hält die Flagge hoch: Mit 1,7 Mrd verkauften Publikumszeitschriften kaufe theoretisch jeder Einwohner in Deutschland 20 Magazine im Jahr, rechnet der Verband vor. Insgesamt belaufen sich die Umsätze aus Einzel- und Abo-Verkäufen auf 2,7 Mrd Euro. Allerdings kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die verkaufte Auflage (inkl. E-Paper) weiter rückläufig ist. Besonders der Einzelverkauf schwächelt.
Keine E-Privacy, aber bitte eine Anerkennung als Rechteinhaber
Neben den Marktdaten stehen bei der Jahrespressekonferenz des VDZ auch immer branchenpolitische Forderungen auf der Agenda. Einige Punkte auf dem Wunschzettel, der in diesem Jahr recht lang ausfällt:
- Einschreiten bei der geplanten E-Privacy-Verordnung der EU, die in ihrer jetzigen Form das digitale Werbegeschäft der Verlage bedrohe
- Anerkennung der Presseverleger als Rechteinhaber im EU-Urheberrecht
- Konkurrenzangebote öffentlich-rechtlicher Sender regulieren (u.a. durch geringere Textanteile)
- Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für E-Publikationen.
5-Punkte-Plan statt NetzDG
Der VDZ sieht im Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG, auch bekannt als „Facebook-Gesetz“) eine Gefahr, weil damit Internetfirmen gezwungen werden, anstelle von Gerichten über die Grenzen der Meinungsfreiheit zu entscheiden. Der VDZ plädiert stattdessen für einen 5-Punkte-Plan:
- Es geht nicht nur darum, rechtswidrige Veröffentlichungen zu bekämpfen. Umgekehrt muss auch verhindert werden, dass Quasi-Monopolisten wie Facebook nach eigenem Gutdünken bestimmte rechtmäßige Inhalte nicht veröffentlichen. Deshalb müssen solche marktbeherrschenden Plattformen allen rechtmäßigen Inhalten diskriminierungsfreien Zugang gewährleisten.
- Das NetzDG ist unnötig. Geltendes Recht muss umgesetzt werden.
- Bund und Länder müssen die Strafverfolgungsorgane (Polizei, Staatsanwaltschaften, Gerichte) so ausstatten und unterstützen, dass sie zügig geltendes Recht in den sozialen Netzwerken durchsetzen können.
- Facebook muss mehr als bisher eigene Ressourcen aufbauen und rund um die Uhr erreichbar sein, um geltendes Recht nach Aufforderung zeitnah umzusetzen.
- Die Bürger müssen aufgeklärt und ermutigt werden, bei strafrechtlich relevanten Tatbeständen die Strafverfolgungsbehörden einzuschalten.
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