Die onlineaffinen Buchhändler im Sortimenter-Ausschuss des Börsenvereins bedauern zwar die gescheiterten Verhandlungen mit der Tolino-Allianz. Wollen jetzt aber erst recht eine flexible und offene E-Book-Branchenlösung auf die Beine stellen.
Dass die Verbandstochter MVB die Verhandlungen mit Weltbild & Co. abgebrochen habe, ist nach Einschätzung des Arbeitskreises „E-Books und E-Commerce im Buchhandel“ folgerichtig – angesichts der Kosten für den Buchhandel und die MVB, des fehlenden Mitspracherechts sowie des Verlusts „eines erheblichen Teils des eigenen Gestaltungsspielraumes“ (was wohl konkret gemeint ist: Bezug der E-Books nur über Pubbles, exklusiver Verkauf der Tolino-Geräte, also kein anderer Reader im Schaufenster).
Nach Einschätzung von Tobias Schmid, Sprecher des Arbeitskreises und Online-Chef bei Osiander, sind „Wohl und Wehe des unabhängigen Buchhandels nicht untrennbar mit dem Tolino verknüpft“. Es gebe heute gute Alternativen unter den Lesegeräten, die Buchhändlern ihren Kunden anbieten könnten.
Co-Sprecher René Kohl (Kohlibri) schlägt im Namen der Arbeitsgemeinschaft vor, einen neuen Versuch zu wagen, eine „echte Branchenlösung“ zu erarbeiten – „echt“ im Sinne von
- offenes E-Book-Ökosystem
- hardwareübergreifende Cloud-Lösung
- offene Schnittstellen für Händler
Kohls Fazit: „Wenn als Ergebnis der fehlgeschlagenen Verhandlungen statt geschlossener monolithischer Systeme eine flexible, offene Architektur mit vielen Facetten entsteht, fände ich das letztendlich eine sehr glückliche Fügung.“
Der Neuanlauf einer Branchenlösung soll mit zwei Gesprächsrunden im Februar 2014 sondiert werden, bei denen sich Buchhändler, Verleger und Zwischenbuchhändler sowie die MVB und Hardware-Hersteller austauschen sollen.
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