buchreport

Trendwende mit Autorenpower?

Nach einer verkorksten ersten Jahreshälfte scharrt der US-Buchhandel hoffnungsvoll mit den Hufen. Angesichts eines der nach der Papierform stärksten Herbstprogramme aller Zeiten sind die Erwartungen innerhalb der Branche groß, dass es Dan Brown und Co. doch noch gelingen wird, die zurückhaltenden Buchkäufer aus der Deckung zu holen und in der Endabrechnung aus einem Minuszeichen ein Plus zu machen.

Dass Browns neuer Roman „The Lost Symbol“ für Doubleday in einer eigenen Liga spielen wird, ist unstrittig. Doch Spekulationen in den US-Medien, dass viele Verlage wegen der übermächtigen Konkurrenz ihre Zugpferde für einen späteren Auftritt im Stall behalten werden, haben sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil: Die großen Publikumsverlage fahren seit Anfang dieses Monats konsequent auf, was Buchleser jenseits des Atlantiks erfahrungsgemäß in hohen Zahlen konsumieren – von Stephen King und Mitch Albom bis Nicholas Sparks und James Patterson sind alle Topnamen dabei.

Für die Herbstoffensive werden Stühle gerückt

Auch wenn Simon & Schuster-Verlegerin Carolyn Reidy im Gespräch mit buchreport betont, dass die Ballung großer Namen „ein Zufall ist, weil wir unseren Autoren den Liefertermin nicht diktieren können“, gibt es offensichtlich zumindest gewisse Dehnbarkeiten: So hat John Grisham seinen etablierten Februar-Slot verlassen, um mit der Kurzgeschichtensammlung „Ford County“ im November ebenfalls für Doubleday zu punkten.

Zusätzlich zu Brown und Grisham hat die Random House-Tochter im Übrigen mit „Where Men Win Glory“ von Jon Krakauer auch noch einen der potenziellen Top-Sachbuchtitel des Herbstes im Programm. Die Geschichte von Ex-Football-Star und Soldat Pat Tillman, der in Afghanistan versehentlich von den eigenen Leuten getötet wurde, tritt u.a. gegen die Memoiren des jüngst verstorbenen Edward Kennedy an. Wegen der sprunghaft angestiegenen Nachfrage hat das Grand Central-Imprint TwelveTrue Compass“ um vier Wochen vorgezogen und die Startauflage auf 1,5 Mio Exemplare aufgestockt.

Twelve ist nicht allein. Angefeuert von Doubledays 5 Mio Exemplaren für „The Lost Symbol“ haben die Verlage für ihre Spitzenautoren jede Zurückhaltung aufgegeben und so hohe Erstauflagen bei den Druckern in Auftrag gegeben als hätte es das Wort Krise nie gegeben: 2 Mio für Mitch Albom und Michael Crichtons posthum veröffentlichten letzten Roman „Pirate Latitudes“ zum Beispiel oder 1,75 Mio für John Grisham.

Doch das Herbstprogramm zeichnet sich nicht nur durch seine starke kommerzielle Zugkraft aus. Die großen Verlagsgruppen halten durchaus auch Platz für Qualität in ihren Listen vor: So treten literarische Urgesteine wie E. L. Doctorow (Random House) und Philip Roth (Houghton Mifflin Harcourt) gegen junge Herausforderer wie Jonathan Lethem (Doubleday), Augusten Burroughs (St.Martin’s Press) und Pete Dexter (Grand Central) an.

US-Toptitel im Bücherherbst 2009

(Autor, Titel, Auslieferung, Verlag, Startauflage, Dt. Verlag)

Albom: Have a Little Faith (S), 9/09, Hyperion, 2000000, Goldmann
Brown: The Lost Symbol (B), 9/09, Doubleday, 5000000, Lübbe
Kennedy
: True Compass (S), 10/09, Twelve, 1500000, –
Krakauer: Where Men Win Glory (S), 9/09, Doubleday, 600000, Piper
Niffenegger: Her Fearful Symmetry (B), 9/09, Scribner, 600000, S. Fischer
Sandford: Rough Country (B), 9/09, Putnam, 500000, Goldmann
Sparks: The Last Song (B), 9/09, Grand Central, 1500000, Heyne
Evans: The Christmas List (B), 10/09, S&S, 500000, 1)
Connelly: Nine Dragons (B), 10/09, Little, Brown, 750000, Heyne
Baldacci: True Blue (B), 10/09, Grand Central, 1500000, 1)
Grisham: Ford County (B), 11/09, Doubleday, 1750000, Heyne
King: Under the Dome (B), 11/09, Scribner, 1500000Heyne
Agassi: Open (S), 11/09, Knopf, 750000, Droemer
Patterson: I, Alex Cross (B), 11/09, Little, Brown, 1500000, Little, Brown
Crichton: Pirate Latitudes (B), 11/09, HarperCollins, 2000000, Blessing
Grafton: U Is for Undertow (B), 12/09, Putnam, 1250000, Goldmann

S = Sachbuch  B = Belletristik  1) grundsätzlich ein Lübbe-Autor, aber die Rechte sind noch nicht gekauft, Quelle: Publishers Weekly/buchreport

aus: buchreport.express 37/2009

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