Google macht seine Pläne wahr und investiert verstärkt in den Nachrichtenmarkt. Konkret hat der Suchmaschinengigant mit „Accelerated Mobile Pages“ (AMP) ein neues HTML-Format entworfen, das er jetzt präsentiert hat und Publishern als Open-Source-Produkt zum kostenlosen Download auf der Seite GitHub anbietet. Mithilfe der neuen Technologie sollen mobile Internetseiten in Sekundenbruchteilen und damit bis zu 85% schneller als bisher geladen werden können.
Besonders für Publisher, deren Inhalte mit Bildern, Videos und Animationen oft lange Ladezeiten haben, ist das ein attraktives Angebot. Sowohl redaktionelle Inhalte als auch Werbeanzeigen bleiben dabei in der Hand der Verleger. Google liefert die Infrastruktur der Seite und integriert die AMP-Seiten u.a. in seine Suchergebnisse, sodass ein Artikel direkt abgerufen werden kann. In Deutschland sind als Medienpartner u.a. die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Die Zeit“ von Anfang an mit dabei, aber auch Dienste wie Twitter, LinkedIn und WordPress wollen die neue Technologie nutzen.
AMP ist Teil der „Digital News Initiative“, die Google im April gestartet und für die der Konzern einen 150-Mio-Dollar-Topf bereitgestellt hat. Mit dem Fonds will das Unternehmen die Digitalisierung des Journalismus vorantreiben.
Ganz uneigennützig ist die Digital-News-Initiative und damit AMP aber natürlich nicht:
- Zum einen reagiert Google damit auf Facebooks „Instant Articles“ (s. buchreport.express 19/2015) und Apples „Apple News“ (s. buchreport.express 24/2015). Die sozialen Netzwerke binden seit diesem Jahr journalistische Artikel direkt in ihre News Feeds ein, kassieren so mehr Besucher, Klicks und damit Werbeeinnahmen.
- Zum anderen ist ein andauernder Konflikt zwischen Google und europäischen Medienhäusern noch nicht abschließend geklärt. Die in der VG Media organisierten Presseverlage hatten gegen Google geklagt, da das Unternehmen journalistische Anreißer nutzt, ohne dafür zu zahlen, wie es das Leistungsschutzrecht eigentlich vorsieht (s. buchreport.express 19/2015). Zuletzt hatte die Schiedsstelle des Deutschen Patent- und Markenamtes die Forderung der VG Media nach 6% von Googles Deutschland-Umsatz abgelehnt. Der Prozess dauert jedoch an.
Wann die schnelleren Seiten online gehen, steht noch nicht fest.
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