Die Börsenvereins-Mitglieder haben auf den Berliner Buchtagen für Beitragserhöhungen gestimmt, um die Einnahmeverluste durch sinkende Mitgliederzahlen und rückläufige „Börsenblatt“-Lizenzerlöse auszugleichen. Die Leipziger Buchhändlerin Birgit Grallert schlug in der Mitgliederversammlung vor, mit Blick auf die Kosten auch Dienstleistungen der Börsenvereins-Gruppe auf den Prüfstand zu stellen und brachte beispielhaft die unverlangt versandten 50 kostenlosen Exemplare des Kundenmagazins „Buchjournal“ an alle 2800 Buchhandelsmitglieder ins Spiel.
Welche Rechnung steht dahinter?
Seit Ende 2015 spendiert die MVB, die „Börsenblatt“ und „Buchjournal“ herausgibt, allen Buchhandelsmitgliedern des Börsenvereins 50 kostenlose „Buchjournal“-Exemplare.
Mit 50 Exemplaren an mehr als 2800 Händler werden pro Ausgabe mit rund 140.000 Exemplaren mehr als die Hälfte der Gesamtauflage (270.000 Exemplare) ohne Kostenbeitrag abgegeben; bei 6 Ausgaben im Jahr sind das 840.000 Exemplare (nicht mitgezählt sind die beiden „Kids & Teens“-Sonderhefte und der Weihnachtskatalog, die ebenfalls Teil des Kostenlospakets sind).
Zu den damit verbundenen Mehrkosten macht die MVB auf buchreport-Anfrage keine Angaben, sodass hier nur eine Abschätzung möglich ist:
- In der untersten Staffel berechnet die MVB den Händlern 0,43 Euro pro Heft, sodass hier kalkulatorisch ein Betrag von ca. 360.000 Euro dagegensteht.
- Legt man die reinen Produktionskosten für die kostenlos abgegebenen Exemplare des „Buchjournals“ und seiner Ableger „Teens & Kids“ und „Weihnachtskatalog“ zugrunde, entstehen Mehrkosten von geschätzt gut 200.000 Euro. Hinzu kommen noch Versandkosten für jene Buchhändler, die das „Buchjournal“ unverlangt erhalten.
Zur Gegenrechnung: Die Beitragserhöhung des Börsenvereins soll ca. 283.000 Euro über 3 Jahre erbringen.
Warum ist die MVB so spendabel?
Durch die kostenlose Abgabe werden die Druckauflage und Reichweite erhöht, was die Positionierung gegenüber Wettbewerbern und auch die Anzeigenakquise erleichtert. Auf der anderen Seite, so die MVB, würden kleinere, finanzschwächere Buchhandlungen bei der Kundenbindung unterstützt.
Wer bezahlt die »Buchjournal«-Aktion?
Je nach Sichtweise finanzieren die Verlage über die Anzeigenpreise die Freiexemplare oder die Börsenvereins-Mitglieder, weil die MVB weniger Überschüsse für die Mitfinanzierung des Verbands erzielt.
Offenlegung: Der buchreport-Verlag Harenberg Kommunikation gibt auch eine Kundenzeitschrift für den Buchhandel heraus: „buch aktuell“ (ab 0,28 Euro/Exemplar, ohne Freieinweisung).
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