Bereits Mitte der 2000er-Jahre brachten „Bild“ und die „Frankfurter Allgemeine“ zwei viel beachtete Comic-Sammelwerke heraus. Ihre Editionen peilten seinerzeit mittels Bestsellertiteln ein großes Massenpublikum an, was auch von einigem Erfolg gekrönt war. Gleichwohl verebbten beide Aktionen schnell, ohne dass sie eine Fortsetzung fanden.
Als sich die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ), die mit ihren Buchreihen das ganze Segment der Zeitungssondereditionen etablierte, vor zwei Jahren ebenfalls an die Comics heranwagte, verfolgte sie eine völlig andere Veröffentlichungsphilosophie. Ihre jüngsten Editionen – ganz gleich ob es sich um Bücher oder Filme handelt – setzen auf kleinere, möglichst homogen zusammengesetzte Reihen, die in der Regel auch auf einen Schwung in den Handel, darunter verstärkt den Buchhandel, geliefert und später bei Erfolg fortgesetzt werden.
Das Publikum zieht mit
Genauso wird auch bei den SZ-Comics verfahren, bei denen es sich – anders als das ursprüngliche Motto „Literatur trifft Illustration“ vermuten ließ – zumeist nicht um Comic-Adaptionen belletristischer Werke handelt. Stattdessen wurden große Klassiker der Graphic-Novel-Gattung wie Will Eisners „Vertrag mit Gott“ oder Marjane Satrapis „Persepolis“2 bereits in zwei Schüben vorlegt. Mit der Resonanz beim Publikum und im Handel ist man „höchst zufrieden“, wie Felix Scheurecker, zuständiger Produktmanager im Geschäftsbereich Neue Produkte bei den Münchnern, mitteilt.
Deshalb folgt in diesen Wochen bereits die dritte Staffel, die Martina Knoben – Redakteurin aus dem SZ-Feuilleton – diesmal komplett aus Krimi-Stoffen zusammengestellt hat. Dabei verspricht man den Lesern ein „völlig neues Krimi-Erlebnis“ mit insgesamt acht Titeln, zu denen so bekannte Comic-Klassiker wie „From Hell“ von Alan Moore und Eddie Campbell, David Mazzucchellis „Stadt aus Glas“ nach dem gleichnamigen Roman von Paul Auster oder „Die Sache mit Sorge“ von Isabel Kreitz zählen.
Alle Bände erscheinen wieder analog zur ersten Staffel im Einheitsformat von 17 x 24,5 cm. Auch die Verarbeitung der mit 72 bis 608 Seiten höchst unterschiedlich dicken Bände ist mit Lesebändchen und Hardcover-Einband olpulent ausgefallen. Diesen positiven Eindruck verstärkt noch die einheitliche Cover-Gestaltung von Art-Director Stefan Dimitrov, der die SZ-Graphic-Novels bereits seit dem Start grafisch betreut.
Von Martin Jurgeit
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