Auf scharfe Kritik bundesdeutscher Autorinnen und Autoren ist die Strategie von Kindle Unlimited (KU) und Kindle Owners‘ Lending Library (KOLL) gestoßen, ihre Autorinnen und Autoren nur noch nach gelesenen Seiten zu bezahlen. Voraussetzung dafür ist, dass Amazon das Leseverhalten seiner Kunden wie »big brother« verfolgt 5 und auf Grundlage der erfassten Daten den Autoren nicht das ge-samte heruntergeladene Buch vergütet, sondern nur die von den Kunden gelesenen Passagen.
»Dies ist ein kontrollierender Eingriff in den intimen Dialog des Le-sers mit dem Buch und das damit verbundene Verhältnis zum Au-10 tor«, kritisiert Eva Leipprand, die Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller VS.
Der Bundesvorstand und die Landesvorsitzenden des Schriftsteller-verbandes VS in ver.di hatten auf ihrer jüngsten Sitzung in Göttin-gen die Vorgehensweise von Amazon kritisch diskutiert. Sie waren 15 sich einig, dass dieses System bei einer weiteren Verbreitung eine Katastrophe für die Literaturlandschaft bedeute und die Gedanken-freiheit der Leser und Autoren einem fortschreitenden rein ökono-misch orientierten Zugriff unterwerfe.
Tendenziell drohe damit eine außerordentliche Gefahr für den 20 durch individuelles Leseverhalten geprägten Schreibprozess der Au-toren. Er müsse prioritär darauf gerichtet sein, die Leserinnen und Leser kontinuierlich im »Cliffhängerstil« von einer Seite zur nächsten zu treiben.
Weitere Themen der VS-Vorstandssitzung waren die Wahrung der 25 Autorenrechte in Zeiten der Digitalisierung, die konkrete Vernet-zung mit anderen europäischen Interessenverbänden im Bereich Li-teratur und Kunst sowie die Absage an das geplante Handelsabkommen TTIP mit den USA.
Die VS-Vorsitzende erklärte: »Das Buch darf, während Digitalisie-30 rung und Globalisierung fortschreiten, nicht den Marktkräften und ihren Gesetzmäßigkeiten überlassen bleiben.«
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