Ronald Schild, Geschäftsführer der Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB, fand dieses Jahr die kurzfristige mediale Betroffenheitskultur besonders ärgerlich. Gefreut hat er sich über eine eigene Fehleinschätzung, verrät er buchreport.de.
Das hat mich am meisten gefreut:
Besondere Freude haben mir das VLB und unsere digitale Vorschau VLB-TIX gemacht: Mit der Umstellung auf eine neue technische Infrastruktur haben wir beim VLB nicht nur einen massiven Technologiesprung weitgehend geräuschlos gemeistert, sondern auch mit dem neuen Preismodell unsere eigenen Erwartungen an die Steigerung der Datenqualität sehr deutlich übertroffen. Der Anteil an Titeln im Goldstatus liegt anstatt der geplanten 25 Prozent aktuell bei über 50 Prozent. Das ist ein tolles Ergebnis!
Bei VLB-TIX ist es uns bereits vor dem eigentlichen Produktstart gelungen, neue Maßstäbe bei der standardisierten Übermittlung von vorschaurelevanten Daten zu setzen. Die überaus positive Resonanz seitens der Verlage und Buchhandlungen zeigt mir, dass wir dank der intensiven Einbindung der Branche während der Produktentwicklung viel richtig gemacht haben.
Das hat mich am meisten geärgert:
Unsere kurzfristige mediale Betroffenheitskultur: so heftig, wie auf barbarische Akte wie die Anschläge auf Charlie Hebdo und die neuerlichen Attentate in Paris reagiert wird, so schnell sind sie auch wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden – ohne dass man eine sinnvolle, langfristige Gegenstrategie entwickelt.
Das war mein größter Irrtum:
In manchem Irrtum kann viel Gutes liegen: ich habe mich sehr deutlich bei der Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit von Verlagen hinsichtlich ihres Metadatenmanagements geirrt. Ich hätte es nie für möglich gehalten, wie schnell wir gemeinsam die Datenqualität im VLB sprunghaft verbessern können.
Das habe ich 2015 am liebsten gelesen:
„Killer, Come Hither“ von Louis Begley. Ein wunderbar schneller, gleichzeitig aber tiefgründiger Roman. Sehr fesselnd und die ideale Lektüre für die Weihnachtszeit. Außerdem durfte ich ein Vorabexemplar des Erstlingswerks meines Kollegen Martin Schult „Flokati oder mein Sommer mit Schmidt“ lesen. Es hat mich tief beeindruckt, ein Muss für das Jahr 2016 (erscheint am 14.03.2016 bei Ullstein).
Diese 3 Punkte stehen auf meiner persönlichen Agenda 2016:
Als Dienstleister der Branche werden wir bei der MVB unsere Produkte noch stärker am Nutzen für unsere Kunden ausrichten – eben wie wir es bei VLB-TIX gerade tun. Darüber hinaus wollen wir uns weiter darauf fokussieren, den Transformationsprozess der Branche mitzugestalten und Innovationen zu fördern. Und last but not least: Endlich mein Versprechen einlösen und mit meinen Kindern ein Baumhaus bauen!
Das muss sich in der Buchbranche 2016 ändern:
Auch mit einer deutlichen Abschwächung des E-Book-Wachstums hat die Digitalisierung unsere Branche fest im Griff. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir viele Geschäftsprozesse neu denken: von der Pflege der Metadaten und über digitale Vorschauen bis hin zur Kommunikation mit Endkunden – hier sind Flexibilität und Offenheit gefragt und natürlich ein gerüttelt Maß Mut zur Veränderung.
Man muss nach diesem Text und seinen Aussagen einmal
Herrn Schild die Frage stellen dürfen: ,Möchten Sie 2016
noch Bücher in haptischer Form (also Bücher verkaufen,
die man in den Händen halten kann), oder soll alles
gleich digitalisiert werden?
Dann könnten wir doch alle Buchhandlungen gleich zu
machen und alles über Amazon u. a. bestellen und
auch dort kaufen.
Mit E-Books, weiterer Digitalisierung, Einscannen von
Büchern und dann noch Kopieren und was sonst es
noch gibt, werden unsere Buchhandlungen langsam
aber sicher überflüssig.
Dieser Online-Handel erfasst die gesamte Buchbranche
und die Buchhandlungen benötigt man ja dann nicht mehr.
Ein neuestes Beispiel ist leider das große Buchhaus vom
Stern-Verlag in Düsseldorf, wo sich eben auch der Online-
Handel stark bemerkbar ist.
Der Online-Handel verkleinert doch drastisch den Umsatz
vieler Buchhandlungen.
Und schön und gut, wir sollen als Kunden und Leser/innen
ja alle toll modern sein.
Aber muss man den hinter allen Trends nachjagen?
Wenn es so weitergeht, bekommen wir eben dann ausgedünnte
Innenstädte, wo die Buchhandlungen immer weniger werden.
Dies ist dann der riesengroße Erfolg vom Online-Handel und
der Digitalisierung.
Und vor allem junge Menschen und die heranwachsende Jugend
für richtige Bücher begeistern zu wollen, ist heute sehr schwer.
Gibt es mal eine Alternative zur Digitalisierung und darf der
Kunde noch auswählen und einen freien Willen haben.
Was man eben durch diese sehr modernen Medien sich heranziehen wird, sind junge Leute, welche, z. B. von den Grundlagen des Wissens über Geschichte und in der Literatur keine Ahnung mehr haben werden.
Es gibt dann nur noch Spezialisten in ihrem Fach, die dann so oder so alles besser wissen und auch können.
Dies in etwa wird die Zukunft sein.
Briefe schreiben bei jungen Menschen geht leider fast nicht mehr und zu sinnvollen Gesprächen ist auch fast niemand mehr in der Lage.
Es ist außerdem so, dass wir in Deutschland ca. 4 Millionen Menschen haben, die nicht lesen und schreiben können.
Die jetzt neue Lage möchte ist nicht nicht überschaubar.
So sieht doch die Wirklichkeit aus.
Und vielen Menschen in Deutschland fehlen oft auch die Grundlagen zum einem menschenwürdigen Leben.
Und diese Leute benötigen jetzt gewiss keine Digitalisierung.
Man sollte also alles mit Maß und Ziel, Sinn und Vernunft auch 2016 neu überdenken.
Dies wäre viel besser, als sich jeden Tag neue Ziele mit dem
Dauerbrenner der ,Digitalisierung` vorzunehmen.
Es gibt auch noch andere Dinge im Leben und das Buch sollte dann doch nicht vergessen werden.
Es gehört zu allen Medien dazu.
H. Kraft