Darf man „gebrauchte E-Books“ weiterverkaufen? Diese Frage wurde zuletzt durch NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) und die Initiative „Digitaler Neustart“ aufgegriffen. Unternehmensberater Sebastian Posth bezieht Stellung im buchreport.blog.
Das politische Postulat über den Wiederverkauf von E-Books verunsichere sowohl Autoren als auch Verlage in einer sowieso schon schwierigen Situation digitaler Transformation. Zugleich suggeriere der Vorstoß Lesern eine Verbesserung bei der Nutzung von E-Books. „Zu Ende gedacht läuft die Forderung nach einem digitalen Gebrauchtmarkt aber der eigenen Intention zuwider.“
Bisher erwerben Leser lediglich ein Nutzungsrecht. In Zukunft sollen sie, geht es nach Kutschaty, auch ein Eigentum an den digitalen Files besitzen. Laut Posth hätte das zur Folge, dass entweder der harte Kopierschutz DRM wieder eingeführt werden müsse oder ein entweder überregulierter oder unübersichtlicher Markt an Plattformen entstehen würde.
„Ohne Zweifel aber gefährdet eine solche Initiative zur Schaffung Gebrauchtmarkts für E-Books einen jungen, noch immer im Aufbau begriffenen Markt für digitale Inhalte ganz erheblich.“
Die Forderung nach einem „Dateneigentum“ erfordere Kontrolle und damit eine neue Form eines „sophisticated DRM“, das zuletzt erst mühevoll von der Branche abgeschafft worden ist.
Für Sebastian Posth schließen sich an den Vorschlag des Justizministeriums außerdem zahlreiche Fragen an, etwa woher diese Lösung kommen, wer sie entwickeln, anbieten und finanzieren solle. „Könnte ein ‚sophisticated DRM‘ Piraterie wirksam verhindern (besser als jede Verschlüsselungstechnologie bislang)?“ und „Würde das ‚Dateneigentum‘ nur für klassische E-Books gelten (wie z.B. EPUB– oder MOBI-Files) oder auch für Online-Publikationen, also digitalen Inhalten, die über Browser gelesen werden können? Gäbe es damit ein Eigentumsrecht an Webinhalten?“
All dies mache die Einführung eines Gebrauchtmarkts für E-Books nach Posths Einschätzung unwahrscheinlich.
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