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Einen agilen Verband etablieren

Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis (Foto: Mike Minehan) hat sich für 2016 viel vorgenommen: Er will rechtliche Themen angehen, politische Überzeugungsarbeit leisten und die Verbandsreform fortführen. Für buchreport.de blickt Skipis zurück auf die Highlights und Sorgenkinder 2015.

Das hat mich am meisten gefreut:

Dass die Gefahr für die Buchpreisbindung durch das Freihandelsabkommen TTIP vorerst gebannt ist.

Das hat mich am meisten geärgert:

Vor dem Hintergrund der unerträglichen Einschränkung der Meinungsfreiheit durch Staaten wie Saudi-Arabien oder Katar, die Autoren mit der Todesstrafe bedrohen, ärgert mich zunehmend das Verhalten der Bundesregierung solchen Staaten gegenüber. Im Oktober 2015 hat die Bundesregierung eine Lieferung von Kampfpanzern in das Golfemirat Katar im Werte von 2 Milliarden Euro genehmigt hat, ebenso erfolgen Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien. Da man mittlerweile weiß, dass Saudi-Arabien und Katar mit ihrer Politik das Entstehen des IS maßgeblich begünstigen, ist es absolut notwendig, dass die Bundesregierung ihre Politik gegenüber solchen Staaten überprüft. Ich glaube, es muss jetzt viel deutlicher gezeigt werden, dass Deutschland solche Inhaftierungen und Todesurteile wie zum Beispiel gegen den Dichter Ashraf Fayadh nicht weiter hinnehmen wird und dies auch Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Beziehungen haben muss.

Das war mein größter Irrtum:

Ich habe tatsächlich geglaubt, dass Ende dieses Jahres die höchst unbefriedigende Situation im Marktforschungsbereich auf dem Buchmarkt in Deutschland erledigt ist.

Das habe ich 2015 am liebsten gelesen:

Die Berichterstattung über die großartige Hilfsbereitschaft in Deutschland für Flüchtlinge.

Diese Punkte stehen auf meiner persönlichen Agenda 2016:

  • Die Konsequenzen der Reprobel-Entscheidung des EuGH so schnell wie möglich durch rechtliche Regelungen zu korrigieren.
  • Die Urheberrechtsreformen auf deutscher und europäischen Ebene so (mit) zu gestalten, dass sie einen fairen Austausch zwischen den Interessen der Leser, der Autoren und der Verlage gewährleisten und Chancen für alle Beteiligten öffnen, die in der Digitalisierung liegen.
  • Die Verbandsreform in dem eingeschlagenen iterativen Prozess fortzuführen mit dem Ziel, einen agilen Verband zu etablieren, der so weitreichend wie möglich das breitgefächerte Interessenportfolio der Mitglieder aufnimmt.
  • Das Eintreten für Meinungsfreiheit zu intensivieren, auf Missstände hinzuweisen und Sensibilität für die „kleinen“, schleichenden Einschränkungen auch in Deutschland zu erzeugen.

Das muss sich in der Branche 2016 ändern:

Es muss das Verständnis wachsen, dass vor allem im digitalen Geschäft nur große und gemeinsame Lösungen (siehe zum Beispiel Tolino) zum Ziele führen.

Kommentare

1 Kommentar zu "Einen agilen Verband etablieren"

  1. An sich sind die Ansagen von Herrn Skipis, dem Hauptgeschäftsführer vom Börsenverein richtig.
    Es ist zu wünschen, dass die Preisbindung für Bücher weiterhin erhalten bleibt.
    Notwendig ist ein sicher für alle Beteiligten ein Einsatz für ein ausgewogenes Urheberrecht.
    Bei aller weiteren Digitalisierung und den E-Books, wo kein Weg mehr vorbeiführt, sollte aber auch der Börsenverein sich für den weiteren Bestand des stationären Buchhandels einsetzen.
    Es darf nicht sein, dass weiterhin sogar große Buchhäuser langsam vor der Schließung stehen, nur weil auf einmal da verschiedene Gründe für das Aus sichtbar werden.
    Ich meine, dass auch der Börsenverein aufgefordert ist, nach den Mitgliedsfirmen, also den Buchhandlungen zu sehen, wo sozusagen, der Schuh drückt.
    Es geht eben nicht an, dass plötzlich auch Buchhandlungen, die einen guten Namen haben und sonst auch gut aufgestellt sind, ganz schnell vor der Schließung stehen.
    Der Börsenverein sollte nicht nur verwalten, sondern er hat mit den Buchhandlungen auch weiterhin eine kulturelle Aufgabe zu verteidigen.
    Gewiss, haben wir in Deutschland einen freien Markt, aber es können oftmals gefährliche und auch bedrückende Situationen auftreten, wenn Buchhandlungen vom Marktgeschehen sozusagen verdrängt werden.
    Die Buchbranche muss und sollte da mal versuchen einmal aus einer anderen Perspektive heraus zu agieren.
    Es geht da keineswege um eine gute Darstellung von Bilanzen innerhalb des Börsenvereins als gesamten Verband, sondern es sollte auch mehr die Aufgabe der jeweiligen Landesverbände vom Börsenverein sein, dass eben einmal auch nach den Mitgliedsfirmen, also den stationären Buchhandlungen geschaut wird.
    Und dies beginnt eben dann an Ort und Stelle mit den Problemen, die sinnvoll angegangen werden müssen.
    Dies könnten z. B. gemeinsame Aktionen für das Buch sein und was ist notwendig, dass man sich die Lage von bestimmten Buchhandlungen ansieht.
    Und es sollte auch einmal diesem rigorosen Verdrängungswettbewerb im Buchhandel einmal ein Signal des Einhaltens gegeben werden.
    Es ist schon so: ,Jeder hat die Chance auf dem Markt`, aber dabei Buchhandlungen im übertragenen Sinn an die Wand zu stellen, nur weil jetzt gilt: ,Ich komme jetzt mit meiner riesengroßen Buchhandlung in die oder die Stadt`.
    So etwas müsste einmal überdacht werden.
    Und der Börsenverein und die Landesverbände sollten sich da vor Ort um diese Angelegenheiten auch annehmen können.
    Es hat sicher keinen Sinn und dies ist auch von der kulturellen Seite sicher nicht zu vertreten, wenn plötzlich, z. B. in einer Stadt nur noch eine sehr große Buchhandlung vorhanden ist und alle anderen, die mal vorher da waren, die gibt es nicht mehr.
    Auch so etwas gibt doch zu denken und macht doch irgendwie auch in gewisser Weise sprachlos.
    Ich sehe den Börsenverein und die Landesverbände hier in ihren kommenden Aufgaben deshalb nicht als eine Art von Kontrollinstanz, sondern in einem Miteinander muss und soll sinnvoll überlegt werden: Was kann man gegen das weitere Sterben von Buchhandlungen tun,
    Und diesen Fragenkomplex wird es auch in der nahen Zukunft gehen.
    Und ist der Beruf Buchhändler/in noch so gefragt, dass er nicht langsam in den Beruf Medienverkäufer/in abgleitet oder sogar in diesen umbenannt wird?
    Dies ist eine knallharte und auch sehr beunruhigende Anfrage an die Verantwortlichen in den Ausschüssen der Landesverbände und des Börsenvereins.
    Es wäre gut, wenn wichtige Fragen im Jahr 2016 sinnvoll angegangen und dazu auch Lösungen gefunden werden.
    Es geht um das Überleben der Buchbranche und auch das weitere Bestehen mancher Buchhandlungen.
    Und dazu sollte ein Miteinander in diesen wichtigen Fragestellungen möglich sein.
    Es ist auch nicht noch mehr Verwaltung gefragt, sondern praktische Lösungen, wie man dies alles 2016 sinnvoll angehen kann und auch möchte.
    Das Buch in seiner haptischen Form (also ein Buch in den Händen halten) und es zu lesen, ist eben in unserer Kultur bisher ein fester Bestandteil und dies sollte auch weiterhin so sein.
    Elternhäuser und Schulen müssen sich auch ihren Aufgaben in der Erziehung von jungen Menschen mehr bewusst werden.
    Wer nur laufend die Trende nach oben hält, der braucht sich eigentlich nicht zu wundern, wenn es Menschen gibt, denen langsam Bücher fremd erscheinen.
    Und in Deutschland gibt es zudem bald 4 Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können.
    Auf die neuere Situation möchte ich hier jetzt (aus Platzgründen) nicht eingehen.
    Dieser Skandal des Analphabetentums ist vorrangig einmal zu sehen und auch zu bekämpfen.
    Und diese Aufgaben müssen eben gemeinsam und mit Sinn auch bewältigt werden.
    H. Kraft

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