„Captain Future“, titelt das „SZ Magazin“. Es geht nicht um den neuen „Star Wars“-Film, der zurzeit weltweit Wellen schlägt. Lorenz Wagner hat den Amazon-Chef Jeff Bezos in Seattle besucht. Ganz fern liegt der Krieg der Sterne allerdings nicht – Bezos besitzt mit Blue Origin eine eigene Raumfahrtfirma. Portrait eines Mannes, der schon immer hoch hinaus wollte.
Im November hat Bezos es geschafft, seine New-Shepard-Rakete nicht nur zu starten, sondern auch wieder landen zu lassen. Weltpremiere. Sein Ziel: Menschen ins All bringen.
Bezos‘ Begeisterung fürs All ist Ausdruck seines gesamten Strebens. Das US-Magazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf 58 Mrd Dollar. Er ist unter den Reichen nun die Nummer 4 der Welt.
Bezos war acht Jahre alt, als er in ein Programm für Hochbegabte kam, schreibt Lorenz Wagner. „Astronaut wollte er damals werden. Oder Erfinder. Natürlich wurde Jeff Abschlussbester der Highschool. Seine Rede begann mit einem Zitat aus Star Trek: „Der Weltraum, unendliche Weiten.“
Amazon ist längst nicht mehr nur Händler. Amazon ist Marktplatz, Filmstudio, Plattform für Autoren, Logistikkonzern, Technikkonzern, Cloud-Dienstleister, Produzent von Tablets, Fernsehern und Handys. In Seattle, Bezos‘ Testfeld, gibt es jetzt auch Lebensmittel und einen Partybringdienst – kaltes Bier innerhalb einer Stunde.
„Was den Buchhändlern passiert“, hat Bezos mal gesagt, als diese vor ihm kapitulieren mussten, „ist nicht Amazon. Es ist die Zukunft.“
Im November hat Amazon selbst einen Buchladen in Seattle eröffnet. Kuratiert aus Online-Daten. „Wir werden noch weitere Läden eröffnen“, sagt Bezos. „Wir wollen Erfahrungen sammeln und dann entscheiden, wie groß das wird.“
Wie umstritten die Persönlichkeit Jeff Bezos ist, verdeutlicht Wagner anhand dreier Zitate:
- Jeff, sagt Bill Gates, steht in einem Rang mit Johannes Gutenberg.
- Amazon, sagt Barack Obama, ist das 21. Jahrhundert.
- Amazon, sagt Paul Krugman, der Wirtschaftsnobelpreisträger, gehört zerschlagen.
Und immer spielt sie die größte Rolle – die Zukunft: „Niemand kann in die Zukunft sehen“, sagt Bezos. „Niemand weiß, welche Produkte die Menschen in zehn Jahren kaufen.“ Er verschwendet daher keine Zeit damit, zu überlegen, was sich ändert. Er überlegt, was sich nicht ändert: dass Kunden dort kaufen, wo der Preis am niedrigsten und die Auswahl am größten ist, analysiert Wagner. Sie wollen es bequem und schnell. Seit 20 Jahren macht Bezos genau das: kleiner Preis, große Auswahl, leichter Einkauf, schnelle Lieferung.
Noch sind Drohnen verboten, aber Bezos ist überzeugt, dass sie kommen werden. Dann wird er in 30 Minuten liefern. Vieles was Bezos erdacht hat, schien zunächst abwegig.
Wagner: „Es ist diese Radikalität, die Amazon und Google zum riesigen Labor macht. Auf lange Sicht macht Amazon nur Sicheres. Doch auf dem Weg flippern sie. Trial and Error, immer wieder.“
Nicht ohne Grund wählte Bezos einst den Namen Amazon: der größte Fluss, mit vielen Verzweigungen. Der letzte Satz seiner Highschool-Abschlussrede lautete: „Space – meet me there.“
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