Aus Springer und Macmillan ist jetzt Springer Nature entstanden. Der neue Wissenschaftsriese setzt mit 13.000 Mitarbeitern 1,5 Mrd Euro um. CEO Derk Haank spricht im Interview über die Fusion und weitere Aussichten.
Der aus den Niederlanden stammende Verlagsmanager Derk Haank ist seit 2004 Chef von Springer und hat sich nacheinander dort mit drei Investment-Gruppen als Gesellschafter auseinandergesetzt. Seit Mai vollzieht Haank die Fusion von Springer mit einem Teil der Macmillan-Verlage zur neuen Gruppe Springer Nature mit dem Mehrheitsgesellschafter Holtzbrinck.
Den (geplanten) Zusammenschluss hatten die Holtzbrinck Publishing Group (als Eigentümer von Macmillan Science and Education) und BC Partners (für die Investoren, denen Springer gehört) zu Jahresbeginn 2015 bekannt gegeben. Beide Gruppierungen sind an Springer Nature beteiligt, Holtzbrinck hält mit 53% die Mehrheit.
Wie lange die von BC Partners geführten Private-Equity-Investoren bei Springer Nature an Bord bleiben, ist offen; sie waren erst 2013 für 3,3 Mrd Euro bei Springer eingestiegen.
Seit 2004 ist der Niederländer Derk Haank (62) CEO von Springer; er führt jetzt auch das fusionierte Unternehmen Springer Nature. Im Interview mit dem buchreport.magazin (komplett nachzulesen im buchreport.magazin 12/2015, hier zu bestellen) spricht Haank über die Fusion und weitere Perspektiven. Nachfolgend ein Auszug.
Ist es ein gravierender Einschnitt, nach langen Jahren mit wechselnden Private-Equity-Unternehmen mit einem Verlags- und Medienhaus als Gesellschafter zu arbeiten?
Ja, es ist eine Zäsur: Wir sind gelandet. Mit dem Einstieg von Holtzbrinck ist jetzt langfristig klar, wo Springer hingehört und sein zuhause hat.
In einem früheren buchreport-Gespräch hatte für Sie auch die Zusammenarbeit mit Private Equity ihren Charme?…
Operativ ist es wichtig, die Freiheit zu haben, das Geschäft mit den Kunden voranzutreiben und in die Zukunft investieren zu können. Das hat auch mit den branchenfremden Investoren gut funktioniert. Wir haben mit den Investment-Firmen sehr professionell zusammengearbeitet. Das funktioniert, ist aber stets nur befristet. Wir mussten immer wieder neu beginnen und das Geschäft erklären.
Was verändert sich, wenn der Gesellschafter selbst etwas vom Geschäft versteht?
Ja, das trifft für die Holtzbrinck Holding zu. Stefan von Holtzbrinck ist unser Chairman und es ist grundsätzlich hilfreich, wenn der Chef auch inhaltlich etwas vom Geschäft versteht. Es ist besser, über die häufig sehr komplexen Entwicklungen mit jemandem zu sprechen, der sich auskennt. Ein tief gehendes Verständnis des Geschäfts, so bin ich es auch von meiner Zeit bei Elsevier gewohnt, ist ohnehin das Normale, ein Finanzinvestor die Ausnahme.
Unterm Holtzbrinck-Dach vollziehen Sie jetzt die Fusion von Springer und wesentlichen Teilen von Macmillan. Wie groß ist die Herausforderung?
Es ist eine sehr anspruchsvolle, aber auch dankbare Aufgabe, weil wir zwei Unternehmen zusammenbringen, die beide sehr erfolgreich sind. Es ist ja keine Fusion, bei dem ein Partner in einer Krise steckt. Es ist keine Übernahme, kein Joint-Venture, sondern eine Verschmelzung, ein echtes Merger. Wir haben die Devise ausgegeben, voneinander zu lernen und das Beste aus beiden Welten zu behaupten.
Wie geht es jetzt 2016 mit Springer Nature weiter?
Programme und Angebote zu integrieren ist das eine, ganze Plattformen und die Infrastruktur etwas anderes. Es wird noch 1 bis 2 Jahre dauern, bis alle Systeme komplett zusammengeführt sind. Die Integration der Macmillan-Angebotsplattform in SpringerLink wird noch bis zur Jahresmitte 2016 dauern.
Ist ein Unternehmen in einer solchen Fusionsphase vor allem mit sich selbst beschäftigt?
Na ja, es wird schon bald richtig spannend, weil wir uns schon mit der Fortentwicklung der Gruppe befassen. Und die Devise heißt nicht business as usual. Wir haben einige Ideen, die wir in der neuen Konstellation angehen wollen. Es sind Projekte, die wir jeweils allein gar nicht hätten machen können, weil wir einzeln nicht das nötige Volumen zusammenbekommen hätten, auch nicht das Ansehen und die Kontakte zu den Leuten, die wir dafür brauchen. Mit Springer Nature haben wir jetzt diese Größe erreicht, sind in vielen Bereichen führend und wollen einige neue Dinge entwickeln. Es gibt da bereits eine Geheimliste?…
Das macht auch den Reiz für die einzelnen Mitarbeiter aus, dass man größer und neu denken kann.
Wollen Fusionen nicht auch Kosten sparen?
Es gibt naturgemäß einige doppelt besetzte Funktionen, die fortfallen. Einsparungen waren aber nicht das Ziel der Fusion. Jedem Mitarbeiter wird klar werden, dass wir vor allem wachsen wollen?…
Aus sich selbst heraus oder durch weitere Zukäufe?
In den vergangenen zehn Jahren ist wohl deutlich geworden, dass ich sehr für organisches Wachstum aus eigener Kraft bin. Zukaufen kann jeder, selbst entwickeln ist schwieriger, aber auch nachhaltiger und rentiert sich letztlich. Produktentwicklung ist deshalb ein großes Thema bei uns.
Text | Interview ?Thomas Wilking
Foto: Mike Minehan
Das komplette Interview ist nachzulesen im buchreport.magazin 12/2015, hier zu bestellen
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