Im Jahr 2020 feiert der Deutsche Literaturfonds sein 40-jähriges Bestehen. Als Auftakt des Jubiläumsjahres fand auf Einladung des Deutschen Literaturfonds vergangenen Freitag, dem 31. Januar 2020, im Deutschen Literaturinstitut Leipzig eine öffentliche Tagung statt. Moderiert durch Bettina Baltschev und Thomas Böhm debattierten 17 Diskutanten in vier Panels über die aktuelle Situation des Literaturbetriebs und warfen einen Blick in die Zukunft. Mit rund 100 Interessierten, darunter zahlreiche Studierende des Deutschen Literaturinstituts Leipzig sowie Medienvertreter, fand die Tagung bei vollem Haus statt.
Nach einer Begrüßung durch Wend Kässens, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Literaturfonds, eröffneten die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff, die freie Kritikerin Meike Feßmann und der Schriftsteller Georg Klein das erste Panel zum Thema Erzählerische Freiheit, Fake und Fiktion. Laut Meike Feßmann darf „Literatur erfinden, lügen und mischen zwischen Realität und Fiktion, während der Journalismus das nicht darf“. Für Georg Klein ist Fake böse Absicht und niedere Vorteilsnahme. Man versuche Unklarheit zu stiften, wo Klarheit nötig sei. Literarische Fiktion verdiene dagegen den Ehrentitel der Erfindung, weil sie in der Regel nicht interessengeleitet sei.
Eine engagierte Debatte entstand bei dem Thema Political Correctness oder Literatur zwischen dem Podium, vertreten durch die Schriftstellerin Tina Uebel, den Lehmkuhl-Geschäftsführer Michael Lemling, die Kritikerin Mara Delius und die Verlegerin Antje Kunstmann, und insbesondere dem jüngeren Publikum. Einigkeit herrschte darüber, dass die bestehenden Konfrontationslinien nur durch das Gespräch aufgebrochen werden können. Dafür brauche es Orte der Begegnung, wie die Tagung gezeigt habe.
Die Sache mit dem Geld thematisierten der Schriftsteller Philipp Schönthaler, der freie Kritiker Oliver Jungen, die Verlegerin Siv Bublitz und der Verleger Daniel Beskos sowie Monika Eden, Leiterin des Literaturhauses Oldenburg. Die aktuelle Marktsituation zwinge die Verlage, ihre Programme zu reduzieren. Zudem seien immer mehr Autorinnen und Autoren auf Stipendien und Preise angewiesen, was nicht zuletzt durch die Konzentration der Aufmerksamkeit auf wenige Bücher unterstützt werde.
Abschließend wagten die Vorsitzende des VS, Lena Falkenhagen, Bernd Schmidt (Kiepenheuer Medien), Robert Staats (VG Wort), der Journalist und Berater für Medienhäuser Teja Adams und John Weitzmann von Wikimedia mit der Frage Urheberrecht und digitale Plattformen – geht das zusammen? einen Blick in die Zukunft. In einem Punkt waren sich alle einig: Wenn das Urheberrecht nicht geschützt werde, gehe die kulturelle Vielfalt verloren.
Die Tagung wurde am Vorabend mit einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema Wie finden junge Autoren in die Verlage? gemeinsam mit MDR Kultur – Das Radio eröffnet. Vor rund 70 Zuhörern sprachen darüber Janna Steenfatt (Autorin), Josef Haslinger (Deutsches Literaturinstitut Leipzig), Wend Kässens (Deutscher Literaturfonds) und Jo Lendle (Hanser Verlag). Im Anschluss las Janna Steenfatt zum ersten Mal aus ihrem Debütroman „Die Überflüssigkeit der Dinge“ (soeben bei Hoffmann und Campe erschienen). Durch den Abend führte Jörg Schieke. Die Tagung und der Eröffnungsabend wurden gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Kommentar hinterlassen zu "40 Jahre Deutscher Literaturfonds"