„In diesem Jahr treffen wir uns in einer besonderen Situation. Die Welt ist in Aufruhr“, stellte Heinrich Riethmüller, der Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, in seiner Rede zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse klar. Er betonte, von der diesjährigen Messe gehe vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsströme „der Ruf nach Freiheit und Toleranz in die Welt“.
Welchen Preis Menschen in vielen Ländern für ihren Kampf für Meinungs- und Informationsfreiheit zahlen müssen, verdeutlichte Riethmüller an fünf Beispielen unterdrückter, vertriebener, gefolterter oder getöteter Autoren: Susana Chávez Castillo, Mohammed al-Ajami, Li Bifeng, Raif Badawi und Abdelwahhab Azzawi. Riethmüller appellierte: „Wir sind in einer komfortablen Situation. Wir brauchen keine Sanktionen zu befürchten. Gerade deshalb kann man es uns zumuten, Verantwortung zu übernehmen. Als Verleger, als Buchhändler, als Publizist.“
Die Aufgabe der Menschen in Deutschland – und insbesondere der Buchmenschen – sei nicht, alles zu tolerieren, sondern „Toleranz zu vermitteln. Bücher leisten hier einen zentralen Beitrag“, rief Riethmüller die Branche zu Eigenengagement auf, indem er auch auf die Aktion „Bücher sagen Willkommen“ verwies.
Abschließend erklärte er: „Die Frankfurter Buchmesse ist der Ort, an dem über einhundert Länder und Kulturen zusammentreffen, sie ist fünf Tage das WeltCamp der Ideen, der Inhalte und des Austauschs. Wenn nicht von hier, von wo aus sonst sollte der Ruf nach Freiheit und Toleranz in die Welt gehen. Und die Forderung an die Regierenden, sich dafür mit ganzer Kraft einzusetzen.“
Der Schriftsteller Salman Rushdie sprach sich in seiner Eröffnungsrede für die Meinungsfreiheit aus. Er wird seit 1989 von islamistischen Führern des Iran mit dem Tode bedroht und muss seitdem um sein Leben fürchten. Der Iran hat seine Teilnahme an der Messe abgesagt, weil Rushdie dort sprechen darf.
Insgesamt werden an allen Messetagen 300 000 Besucher erwartet.
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