Im Dauerstreit um die Massendigitalisierung von Büchern in Bibliotheken verlangt der US-Autorenverband von Google eine Entschädigung in Milliardenhöhe. Neue Dokumente offenbaren interessante Details zum Bibliotheks-Programm des US-Unternehmens.
Wenige Tage, nachdem Google in einer an das zuständige Gericht adressierten Stellungnahme erklärt hatte, das Scannen und auszugsweise Veröffentlichen von Büchern in Bibliotheken falle unter das „Fair Use“-Prinzip des US-Urheberrechts und biete sowohl Autoren als auch Lesern Vorteile, kontern die vereinigten Autoren. Der Verband verlangt mit Blick auf 2,7 Mio urheberrechtlich geschützter Bücher mindestens 750 Dollar pro Titel – insgesamt über 2 Mrd Dollar.
Die Forderung der US Author’s Guild gehört allerdings zum üblichen Säbelrasseln in solchen Fällen. Im Kampf gegen die Peer-to-peer-Plattform Limewire legte die Musikindustrie seinerzeit die Latte auf 1 Mrd Dollar, um am Ende 105 Mio Dollar zu erhalten.
Ein vom US-Autorenverband bei Gericht eingereichtes Dokument (s. unten) enthält einige interessante Details:
- Angeblich hat Google über 180 Mio Dollar für das Digitalisieren von insgesamt 20 Mio Büchern ausgegeben; 8 Mio englischsprachiger Titel davon sind noch urheberrechtlich geschützt. Als „Snippets“ auszugsweise angezeigt wurden 4 Mio Titel.
- Ursprünglich habe Google mit dem Bücher-Programm die eigene Suchmaschine besonders im Wettstreit mit Amazon aufrüsten wollen – Amazon arbeitete vor Jahren an einer eigenen Suchmaschine (A9).
- Aus Dokumenten von Google aus dem Jahr 2003 gehe hervor, dass die Firma mit dem Programm von Beginn an kommerzielle Ziele verfolgt habe.
Hintergrund des Falls: Nachdem der Richter Denny Chin im März 2011 einen Vergleich von Google mit Autoren und Verlegern im Streit ums Digitalisierungsprogramm von Google ablehnte und das Verfahren daraufhin zurück zur streitigen Ausgangsproblematik (passt die Veröffentlichung von „Snippets“ zur „Fair Use“-Rechtsdoktrin des US-Urheberrechts?) fiel, gingen die Autoren eigene Wege und reichten eine Klage gegen Google ein. Zuletzt hatte Google in einer Stellungnahme erklärt, das Digitalisierungsprogramm biete sowohl Autoren als auch Lesern Vorteile.
Am 9. Oktober 2012 treffen sich die Parteien bei Richter Chin, um zu sondieren, ob der Fall noch ohne einen Prozess beigelegt werden kann.
Die gesamte (Vor-)Geschichte des Google Book Settlement können Sie im buchreport-Dossier nachlesen
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