Springer Science + Business Media führt seit jeher das buchreport-Ranking der größten Verlage an. Schon heute ist die Datenbank das Herzstück des Unternehmens, ab 2015 sollen elektronische Inhalte das Hauptangebot des Verlags bilden. Die Perspektiven von Springer erläutert Eric Merkel-Sobotta (Foto), Executive Vice President Corporate Communications, im Interview mit buchreport.
Wie hat sich der STM-Markt nach dem Rezessionsjahr 2009 entwickelt?
Das Jahr 2009 war durch die weltweite Rezession und die begrenzten öffentlichen Etats natürlich auch für den STM-Markt eine Herausforderung. Aber im Vergleich zu anderen Branchen ist STM bemerkenswert stabil geblieben! Im Jahr 2010 hat sich der Markt etwas erholt und wir sehen wieder Wachstum. Springer hatte sich für 2010 vorgenommen, 1% stärker zu wachsen als der Markt, und das haben wir auch erreicht.
Was ist die größere Herausforderung: Die Abhängigkeit von staatlichen (Spar-)Budgets oder die Veränderung der Geschäftsmodelle wie Open Access?
Neue Geschäftsmodelle sehen wir als Chance. Open Access ist zwar bisher eine Nische im STM-Markt, aber eine schnell wachsende Nische, und als größter Open-Access-Verlag weltweit profitiert Springer von diesem Wachstum.
Die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand sind für die Bibliotheksbudgets natürlich schwierig. Gleichzeitig beschleunigt sich dadurch aber auch die Nachfrage der Bibliotheken nach elektronischen Inhalten. Elektronische Produkte sind günstiger in der Abwicklung, haben zum Beispiel keine Lagerkosten und die Daten werden mitsamt Katalog geliefert. Die beschleunigte Umstellung kommt Springers Strategie entgegen. Nichtsdestotrotz denken wir auch über Geschäftsmodelle außerhalb des traditionellen Bibliotheksmarktes nach, zum Beispiel für Einzelkunden oder im Unternehmensbereich.
Wo steht Springer auf dem Weg vom Zeitschriften- und Buchverlag zur Informationsdatenbank?
Die Datenbank ist heute schon Springers Herzstück. Alle Zeitschriften inklusive der Archive und seit 2006 auch (fast) alle neuen Buchtitel sind digital über unsere Online-Plattform SpringerLink erhältlich. Das digitale Format allein ist aber nicht genug: Für Wissenschaftler, die mit einem kontinuierlichen Wachstum der Forschungsliteratur konfrontiert sind, ist vor allem die leichte Auffindbarkeit relevanter Informationen wesentlich. Daher sind zum Beispiel Suchmaschinenoptimierung und Datenformate wichtige Aufgaben für uns. Wir stellen uns vor, dass ab 2015 unser Hauptangebot der Inhalt in elektronischer Form ist. Print gibt es dann nur noch als zusätzliche Dienstleistung (von Dritten) für die Kunden, die Print haben möchten.
In den letzten Jahren ist das Portfolio der Gruppe durch Verkäufe schlanker geworden: In welche Richtung geht die weitere Entwicklung?
Springer hat sich von einem diversifizierten Portfolio hin zu einem wissenschaftlichen Fokus entwickelt, und diese Richtung behalten wir auch bei. Im Vergleich zu Elsevier und Wiley, die in Bereichen wie „Exhibitions“, „Legal Information“ und „Higher Education“ engagiert sind, konzentrieren wir uns stärker auf Wissenschaft.
Die Fragen stellte Thomas Wilking
Das vollständige Interview zum Ranking der 100 größten Verlage lesen Sie im aktuellen buchreport.magazin 4/2011, das Sie hier bestellen können.
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