Der Vorstand der Eichborn AG, Stephan Gallenkamp, und die Geschäftsführer des Aufbau Verlags René Strien und Tom Erben haben heute in Berlin über die geplante gemeinsame Zukunft der beiden konzernunabhängigen Verlage Eichborn und Aufbau informiert.
Erster Schritt zu einer zukünftigen engen Zusammenarbeit ist eine ab 1. Juni 2011 beginnende Vertriebskooperation der in Berlin und Frankfurt ansässigen Verlage, die ihr Außendienstteam zukünftig gemeinsam aufstellen wollen. Dem Vernehmen nach wird von der Zusammenführung vor allem der Eichborn-Außendienst betroffen sein.
Das Key-Account-Management der beiden Verlage soll weiterhin von Eichborn und Aufbau jeweils gesondert geführt weiter.
Die beiden schwächelnden Verlage (s. Chronik) wollen durch die Kooperation ihre Umsatzanteile vor allem im klassischen Sortiment für Aufbau, Rütten & Loening, das Aufbau Taschenbuch und die Programme von Eichborn, Eichborn Hörbuch sowie „Die Andere Bibliothek“
verstärkt ausbauen.Bereits im Herbst letzten Jahres hatte Aufbau-Inhaber Matthias Koch angekündigt, künftig auf vertrieblicher Seite strategische Kooperationen mit Partnern ausloten zu wollen. Zum 1. Januar 2009 übernahm Aufbau schließlich den Buchvertrieb der Edel AG. Damit schloss der Verlag die Lücke, die durch den Abgang des DAV („Der Audio Verlag“) entstanden war, den Aufbau bis Ende 2008 im Sortiment vertreten hatte. Nach eigenen Angaben präsentieren die Aufbau-Vertreter außerdem die Bücher der Edition Braus sowie der Verlage Moewig und Osburg.
„Die Vertriebskooperation mit Aufbau soll unsere Programme im Flächenvertrieb stärken, die Kommunikation intensivieren und generell das Handling vereinfachen – dies gilt sowohl für das klassische Sortiment als auch für die großen Player der Branche“, erklärt Stephan Gallenkamp, Vorstand der Eichborn AG.
„Die Situation für unabhängige Verlage im Buchmarkt hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft – mit der vereinbarten Vertriebskooperation bündeln wir die Kräfte und nutzen die Synergie-Effekte zweier unabhängiger Verlage“, so Tom Erben, Geschäftsführer Aufbau Verlag.
Eine kurze Aufbau-Chronik
- Der einstige Vorzeigeverlag der DDR geriet im Mai 2008 in die Insolvenz, als ihm Bernd F. Lunkewitz kurzfristig die Geldmittel entzog. Dahinter steckte ein komplizierter Streit um unklare Besitzverhältnisse.
- Im Herbst desselben Jahres erwarb der Kaufmann Matthias Koch den Aufbau Verlag mit dem Ziel, den Verlag bis Ende 2010 wieder zu schwarzen Zahlen führen und den Verlag neu strukturieren.
- Im September 2009 beteiligte sich Mehrheitsgesellschafter Koch im Rahmen einer Kapitalerhöhung an der Edition Braus.
- Die angekündigte Umstrukturierung nahm im April letzten Jahres sichtbare Formen an: Mit dem neuen Logo wollte der Verlag „erkennbarer“ werden, das Imprint Gustav Kiepenheuer Verlag wurde aufgegeben (auch wegen der Verwechslungsgefahr mit Kiepenheuer & Witsch) und das Bilderbuchprogramm wurde durch das erzählende Jugendbuch erweitert.
- Im Sommer diesen Jahres will der Verlag in das „ Aufbau Haus“ am Berliner Moritzplatz ziehen. Matthias Koch will dort mit den Verlagen, einer Buchhandlung, einem Theater der Stiftung Kommunikationsaufbau, einem Club, dem auf Materialien für Designer und Architekten spezialisierten Händler Planet Modular und einer Galerie ein Zentrum für Kreative schaffen.
Eine kurze Eichborn-Chronik
Seit dem Börsengang vor einem Jahrzehnt hat die Frankfurter Eichborn AG hauptsächlich mit Verlusten von sich reden gemacht.
- Im Verlauf des zweiten Halbjahres 2010 verzeichnete Eichborn gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang des Buchumsatzes um 10,4% (2009: 8,7 Mio Euro; 2010: 7,8 Mio Euro). Damit knüpfte das börsenotierte Unternehmen nahtlos an die Verluste der vorangegangenen Jahre an.
- Aufgrund der roten Zahlen verzichtet Eichborn seit letztem Jahr auf die Mitwirkung der beiden Herausgeber Michael Naumann und Klaus Harpprecht für die „Andere Bibliothek“; zwei Jahre zuvor hatte sich Eichborn bereits von den Buchgestaltern der „Anderen Bibliothek“ getrennt.
- Ende letzten Jahres verkaufte Eichborn den Bereich „Berufsstrategie“ an den Stark Verlag, um sich künftig auf die Programmbereiche Unterhaltung, Literatur und Sachbuch zu konzentrieren.
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