Sie ist eine der beliebtesten Kinder- und Jugendbuchautorinnen. In Deutschland erscheint Cornelia Funke (Foto: Pascal Rohé) seit vielen Jahren bei Oetinger/Dressler und Loewe. Die Zusammenarbeit mit ihrem amerikanischen Verlag Scholastic und anschließend Little, Brown gestaltete sich schwieriger, sodass Funke kurzerhand ihren eigenen Verlag Breathing Books in Zusammenarbeit mit der Multimedia-Firma Mirada Studios gründete. Im buchreport-Interview erklärt Sie Ihre Beweggründe.
Sie sind als Kinder- und Jugendbuchautorin hoch produktiv und eine internationale Marke. Warum gehen Sie jetzt auch noch unter die Verleger?
Das eine schließt das andere doch nicht aus. Als Autorin habe ich nun einmal ein elementares Interesse, wie meine Bücher in den Markt kommen. Ich werde meine Bücher auch nur in den USA im eigenen Verlag herausbringen, und zwar genau in der Form, wie ich es für richtig halte. Mit Mathew Cullen, dem Creative Director und Besitzer von Mirada Studios, habe ich dafür einen kreativen Partner an der Seite.
Das klingt nach einer Kampfansage an Little, Brown, den US-Verlag, von dem Sie sich kürzlich getrennt haben?
Nein, so würde ich es nicht nennen, dazu sind wir viel zu klein. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht an Kämpfen, sondern an kreativen Abenteuern interessiert bin. Hinter all dem steckt aber auch eine kritische Auseinandersetzung: Ich war in den sieben Jahren bei Little, Brown mitunter ziemlich unglücklich darüber, wie die „Reckless“-Serie vermarktet wurde. Ich erfuhr zum Beispiel viel zu spät, dass der Verlag sie für die Altersklasse 9 bis 12 Jahre vermarktet, obwohl ich immer darauf hingewiesen habe, dass ich sie für Leser ab 14 Jahren schreibe.
Wäre es nach der Trennung von Little, Brown nicht einfacher gewesen, zu einem anderen Verlag zu wechseln?
Theoretisch schon, aber ich hatte meinen amerikanischen Lesern versprochen, dass das nächste „Reckless“-Buch „The Golden Yarn“ im November erscheint. Es gab Angebote, aber kein anderer Verlag hätte das Hardcover in der Kürze der Zeit herausbringen können. Dazu sind die Prozesse zu eingefahren und langsam. Ich vergleiche Breathing Books gern mit einem wendigen Segelschiff, während Little, Brown und die anderen großen Verlagsunternehmen wie die Ozeanriesen ihren Kurs nur schwer ändern können.
Wie geht es jetzt mit Ihrer Verlagsneugründung Breathing Books weiter?
Little, Brown hat mir großzügigerweise nicht nur die Rechte an „The Golden Yarn“ zurückgegeben, sondern an allen drei „Reckless“-Bänden. Die US-Titel „Reckless“, „Fearless“ und „Heartless“ werde ich einmotten und stattdessen wie in Europa „Reckless“ mit den entsprechenden Untertiteln benutzen. Der dritte Teil, der am 17. November erscheinen wird, heißt dann entsprechend „Reckless – The Golden Yarn“. Er bekommt eine neue Ausstattung und Covergestaltung. Die ersten beiden Bände werden Anfang 2016 ebenfalls in neuer Ausstattung im Hardcover, Taschenbuch und als E-Book herauskommen. Weil ich inzwischen so viel mehr über die Welt und meine Helden weiß, habe ich den ersten Band außerdem überarbeitet und, wie ich es immer vorhatte, mit Märchenzitaten an den Kapitelanfängen versehen. Ich kann J.R.R. Tolkien inzwischen gut verstehen. Es ist sehr weise, eine Serie erst zu Ende zu bringen und sie dann zu veröffentlichen.
Das gesamte Interview mit Cornelia Funke lesen Sie im aktuellen buchreport.magazin 11/2015, das Sie hier bestellen können.
Cornelia Funke wird auch beim buchreport-Zukunftstag am 27. November in Hamburg zugeschaltet. Dabei wird es um den Verlag als Entertainment-Unternehmen und Autorendienstleister gehen. Weitere Informationen finden Sie unter buchreport.de/zukunft
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