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Abschied von alter Ramsch-Idee

Nachdem die Buchbranche in den letzten Jahren von Gebrauchtbuch- und MA-Pleiten (Elbe Team, Zanolli) arg gebeutelt wurde, wird ein Nachfolgeansatz kritisch beäugt: Cobu. Die Signale verheißen tatsächlich nichts Positives: Sowohl im stationären Geschäft als auch im Internet kämpft das Unternehmen offenbar mit Problemen.

Franchise-Modell hat nicht funktioniert

Rückblick: Die Cobu GmbH wurde im Juni 2006 von sieben Privatpersonen in Neustadt bei Coburg gegründet, darunter die Ex-Zanolli-Mitarbeiter Michael Zachrau und Peter Kuss. Die zwei Säulen des Unternehmens:

  • Unter cobu.de verkauft die Firma neue und gebrauchte Bücher, nach eigenen Angaben umfasst das Portal 700 000 Titel.
  • Im stationären Geschäft wollte Cobu mit einem Franchise-Partner-Modell unabhängige Buchhändler mit ins Boot holen, die durch die zentrale Marketing- und Einkaufs-Steuerung von Cobu im MA-Geschäft mitmischen sollen. Bis Ende 2007 – später wurde die Deadline auf Ende 2008 verschoben – sollten 50 Cobu-Shops bundesweit eröffnet werden.

Doch ähnlich wie seinerzeit bei Zanolli und später beim Elbe Team – für das Kuss arbeitete und dessen inzwischen verstorbener Chef Peter Wölki ebenfalls ein Franchise-Modell entwickelt hatte –  gibt es offenbar auch bei Cobu mit der Online-Offline-Doppelstrategie bis dato Probleme:

  • Geschäftsmodell: Der erste Franchise-Partner, Buch Hintzen in Kleve, schloss Mitte 2008 seine MA-Filiale, worauf Cobu ein neues Verbund- und Partnerschaftsmodell ankündigte: Das Franchise-Konzept mit reinen MA-Filialen wird ad acta gelegt, stattdessen beschränkt sich Cobu als Zwischenhändler auf den zentralen Einkauf von MA-Titeln, die den Partnerbuchhandlungen angeboten werden. Bis dato wurde es allerdings nicht umgesetzt.
  • Eine Partnerfiliale in Recklinghausen gibt bis Jahresende aus „wirtschaftlichen Gründen“ auf. „Das ursprüngliche Modell mit reinen MA-Läden funktionierte nicht, außerdem wurden bei Cobu Fehler im MA-Einkauf und Marketing gemacht“, erklärt ein früherer Geschäftspartner von Cobu gegenüber buchreport.
  • Personalrochaden: Sechs Monate nach dem Startschuss schied Unternehmensberater Peter Spiertz aus der Chefetage aus, im April 2007 folgte Zachrau wegen unterschiedlicher Vorstellungen zur weiteren Entwicklung des Unternehmens; sein Nachfolger, Ex-eBuch-Vorstand Alexander Klein sagte im Herbst 2007 wieder Adieu; seit Januar ist neben Kuss (Finanzen) der frühere Zentraleinkäufer beim Otto-Versand, Jochen Heidenreich (Vertrieb/Marketing), Cobu-Chef.

Probleme mit Internet-Shop

  • Internethandel: Auf der Seite Boocompany.com wird anonym über finanzielle Schwierigkeiten des Unternehmens im Zuge der Übernahme des Online-Geschäfts von Elbe Team durch Cobu berichtet, weiterhin von fallenden Umsätzen, ausbleibenden Gehältern und unzureichender interner Informationspolitik. Den zunächst von Elbe Team übernommenen Mitarbeitern des Online-Handels in Dresden soll mittlerweile gekündigt worden sein.

Auf mehrfache Auskunftsanfragen von buchreport zum Geschäftsgang hat die Cobu-Geschäftsführung bisher nicht reagiert. Auf der Seite des aktuell geschlossenen Online-Shops von cobu.de heißt es: „Unser Online-Geschäft wurde bislang am Standort Dresden abgewickelt. In den nächsten Wochen zieht cobu.de an unseren Hauptsitz in Neustadt bei Coburg um. Dieser Umzug ist nicht nur eine lokale Neuausrichtung. Wir werden versuchen, unser Angebot für Sie weiter zu verbessern.“

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