Gestern hat Jeff Jarvis bei der von SinnerSchrader organisierten Web-Konferenz Next09 die Zuschauer begeistert. Im Interview mit Spiegel Online beschreibt der Journalismus-Prof und Buchautor („Was würde Google tun?“, Heyne) den „neuen Nachrichten-Rhythmus“: „Die Online-Generation denkt: Wenn die Nachricht wirklich wichtig ist, findet sie mich schon. Mein Sohn hat noch nie eine Zeitung abonniert, er bekommt seine Nachrichten über Facebook, über Twitter, von Freunden. Von Leuten also, denen er vertraut.“ Es gebe eine Unmenge Nachrichten kostenlos im Netz – weshalb die alten Monopole ihre alten Gewinnspannen nicht mehr erzielen könnten.
Die etablierten Medien müssten künftig mit Bloggern oder mit sozialen Netzwerkseiten aktiv zusammenarbeiten; innovative Zeitungen wie der britische „Guardian“ seien sehr offen für Kooperation. „Sie stellen alle ihre Angebote online zur Verfügung, sie verlinken zu allen möglichen Angeboten – und erhalten im Gegenzug mehr Links für ihre Seite.“ Verlage, die sich nicht anpassten, so das düstere Szenario von Jarvis, gingen unter.
Auf handelsblatt.com berichtet Thomas Knüwer von einem Besuch beim innovativen „Guardian“. Revolutionär sei die Aufhebung der Trennung zwischen Online- und Print-Redakteuren – es gebe nur noch Redakteure, die abwechselnd fürs Internet oder Print schrieben. Fazit des HB-Bloggers: Die Zeitung habe „das Fundament, um auf technologische Entwicklungen zu reagieren und er hat die Digitalität in seine Unternehmenskultur integriert ohne seine Mitarbeiter zu hirnlosen Textschrubbern zu degradieren. Und all das ist ein gewaltiger Unterschied zur Situation in Deutschland.“
spiegel.de, blog.handelsblatt.com, buchreport.de (Auszüge aus Jarvis‘ Buch), ecolot.de (noch mehr Auszüge)
BÜCHER & AUTOREN
Terry Eagleton: Der Literaturwissenschaftler plädiert in Berlin für die Ernsthaftigkeit von Kritik.
tagesspiegel.de
Judith Hermann: Interview über den dritten Erzählband „Alice“ und die Literaturkritik.
stern.de
Alexander von Humboldt: starb vor 150 Jahren – sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft ist die strenge Empirie.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 16)
Franz Xaver Kroetz: Interview über die Einsamkeit, das Trinken und den Kapitalismus.
tagesspiegel.de
Martin Walser: erklärt, warum Wettbewerb ein Gebot der Nächstenliebe sei.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 29)
ONLINE
E-Book: Amazon bringt E-Book mit großem Display.
tagesspiegel.de
Urheberrecht: Projekte der Volltext-Digitalisierung können nur dann forciert werden, wenn man sich parallel dazu des „Google-Copy-Paste-Syndroms“ annimmt.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. N3)
MEDIEN & MÄRKTE
Einzelhandel: Die Zukunft der insolventen Warenhauskette Hertie ist trotz des geplanten Einstiegs einer Investorengruppe immer noch nicht gesichert.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 14)
Einzelhandel: Schwacher Jahresanfang für Metro, Umsatz minus 2,5%.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 15)
Einzelhandel: Den bundesweit rund 48.000 Kiosken mit einem Umsatz von geschätzt 9 Mrd Euro (also so schwer wie die gesamte Buchbranche) geht es schlecht.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 20)
SZENE
Comic: Künstler aus Nordrhein-Westfalen haben Daniel Düsentriebs absurde Erfindungen originalgetreu nachgebaut.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 9)
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