Alternative Geschäftsmodelle, wie der Verkauf von Seiten oder Kapiteln oder der Verleih von E-Books, etablieren sich nur langsam auf dem Lehrbuchmarkt. Viele Verlage zögern, ihre Titel anzubieten – aus Unsicherheit, ob sich das Engagement finanziell lohnt und aus Angst vor der Kannibalisierung der Verkäufe. Auf der anderen Seite gehen Verlagen, die sich nur auf den Verkauf von Lehrbüchern konzentrieren, viel Umsatz verloren, zeigt eine aktuelle Umfrage unter Studenten.
Das dänische Verlagshaus Bookboon.com mit Niederlassungen in London, Kopenhagen und München versucht auch in Deutschland sein neues Geschäftsmodell zu etablieren: Studenten erhalten die E-Books des Verlags kostenlos – finanziert werden die Titel über Anzeigen. Warum sich das Modell lohnen kann, hat Bookboon in einer eigenen Umfrage unter rund 3500 Studenten ermittelt. Zentrale Ergebnisse:
- Die Frage, ob sie die vorlesungsbegleitenden Pflichtlektüren immer käuflich erwerben, verneinen 95% der Studenten. Nicht ermittelt wurde, wie viele Titel die Studenten Bücher käuflich erwerben.
- Rund 88% der Studenten finden Lehrbücher zu teuer. Ein Grund: Knapp die Hälfte der Studenten benötigt meist nur einige Kapitel – und ist entsprechend nicht bereit, für das Buch den vollen Preis zu bezahlen.
- Ein Ergebnis, das sich auch mit den Erfahrungen der Lehrbuch-Plattform PaperC deckt: Bei Standardwerken werden maximal 35% des Buches gelesen, zeigt eine Analyse der Berliner. Verlage sollten ihre Angebote entsprechend anpassen, rät Katja Splichal von PaperC: „Die Nutzer wollen für das bezahlen, was sie brauchen.“
- Jene Studenten, die nicht bereit sind, das Lehrbuch zu kaufen, greifen auf andere Kanäle jenseits des klassischen Buchvertriebs zurück – wodurch den Verlagen wiederum viel Umsatz verloren geht, zeigt die Bookboon-Umfrage: 25,3% der Studenten, die ein Lehrbuch kaufen, besorgt sich ein gebrauchtes Lehrbuch; weitere 28,6% über andere Kanäle. Nur 46% kaufen das Lehrbuch neu.
- Doch, ob sich die digitalen Geschäftsmodelle etablieren, hängt auch davon ab, ob die Studenten bereit sind, sich vom gedruckten Buch zu lösen. Noch entscheiden sich 64,5% der deutschen Studenten für die Printversion, 35,4% bevorzugen das E-Book.
© Bookboon
… da hast Du ja schon unseren nächsten Step verraten – Anzeigenfinanzierte Titel in der günstigeren,eventuell vollständig subventionierten Flatrate. Wir freuen uns, dass das Thema auf der Messe so groß war und das bookboon hier so voranprescht und (vielleicht teuer) die Erfahrungen macht, die der ganzen Buchbranche den digitalen Hintern retten kann. Grüße zurück aus Berlin!