In den vergangenen Jahren sind die Self-Publishing-Plattformen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Zwar haben sich einige große Unternehmen wie Holtzbrinck (mit den Töchtern Epubli und Neobooks) längst mit eigenen Angeboten positioniert, viele Verlage scheinen jedoch die gewachsene Konkurrenz abseits der traditionellen Publikationswege noch nicht ernst zu nehmen. Eine Haltung, die spätestens mit der Ausweitung von Amazons Kindle Direct Publishing-Programm gefährlich wird.
Im Wettbewerb der Plattformen sind durch das Engagment von Amazon die nächsten Schritte vorgegeben, wie der Berater Ehrhardt F. Heinold im Interview skizziert: Die Anbieter werden versuchen, mit Zusatzservices wie Lektorat oder Layout zu punkten – und auf diesem Weg immer stärker in die Domäne der Kernkompetenzen der Verlage vordringen.
Für die Buchverlage ändert sich mittelfristig das eigene Rollenverständnis radikal, wie Ulrich Ehrlenspiel, Verlagsleiter im Gräfe und Unzer Verlag, zuletzt in einer buchreport-Diskussionsrunde (nachzulesen im buchreport.spezial „Herstellung & Management“, das in dieser Woche erscheint) analysiert hat: Das traditionelle Verlagsmodell hat sich überholt. Während sich die Nutzer kreativ ausleben und selbst – mit Hilfe von Amazon & Co. – eigene Zielgruppen schaffen könnten, würden Verlage nicht mehr gebraucht. Ergo seien Verlage nicht mehr Türsteher, sondern Mäzenen, die Tore im Internet öffnen müssten, durch die die Leute eintreten.
Dieser Entwicklung vom Türsteher zum Türöffner gerecht zu werden, ist mindestens so komplex, wie ein effizient arbeitendes Lektorat aufzubauen. Besonders die Social-Media-Aktivitäten, die in den Verlagen oft ohne Konzept und stiefmütterlich betrieben werden, rücken dabei vom Rand in den Fokus.
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