Mehr Agilität! So lautet der Ruf auch in Verlagen, insbesondere in Abteilungen, die projektorientiert arbeiten. Digitalisierung, Disruption und beschleunigte Anforderungen in den Verlagen bringen immer mehr Herstellungsleiter dazu, agile Methoden und Tools in der projektorientierten Teamarbeit einzusetzen. Vorgehensweisen aus der Software-Entwicklung wie Scrum, Design Thinking und Kanban-Boards schwappen in die häufig projektmanagementorientiert arbeitenden Herstellungsabteilungen.
Auf der Herstellungsleitertagung 2017 in Irrsee haben sich gleich zwei Programm-Punkte mit Agilität befasst.
Antworten auf zusätzliche Aufgaben
Der Organisationsberater und Agile-Coach Edgar Rodehack argumentiert, dass der Ruf nach Tools im agilen Arbeiten nicht ausreicht:
- Eine agile Haltung sei die Grundlage für erfolgreiches agiles Arbeiten.
- Es beginne damit, die Dinge, die wir – täglich – tun, in eine Vision einzubetten, von der sich Rollen, Ziele, Projekte und Aufgaben ableiten lassen.
- Das Motto „Die richtigen Dinge tun“ soll hierbei „Dinge richtig tun“ ablösen.
Effizienz wird konkret berechenbar, Durchlaufzeit und Auslastung werden in messbaren Formeln abgebildet. Es zeigt sich:
- Der intuitive Reflex, bei zusätzlichen Aufgaben die Auslastung zu erhöhen, führt in ein Dilemma.
- Multitasking ist aufgrund hoher Transaktionsaufwände keine Lösung.
Die Art und Weise der Zusammenarbeit ändern und agile Methoden einsetzen ist damit der größere Hebel gegenüber der konventionellen Jonglage vieler Aufgaben.
Autonomie in einem definierten Rahmen
Dass ein entsprechendes Mindset unabdingbar ist, um agile Führung einzusetzen, betont auch die Change-Management-Expertin Andrea Tenorth. Ausgangslage ist der „digitale Wirbelsturm“, der in gravierenden – teils disruptiven – Transformationsprozessen Verlage vor völlig neue Herausforderungen stellt: Vorhersagen zur Entwicklung des Marktes, zu Auflagenhöhen und zu Produkten werden immer unsicherer, das Wettbewerbsumfeld komplexer.
Eine solche Situation, die nach dem VUCA-Modell mit Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambivalenz verknüpft ist, erfordert Tenorth zufolge eine Führung, die Mitarbeiter befähigt, auf wechselnde Gegebenheiten schnell und kreativ reagieren zu können. Teamentwicklung, Vision, Strategie und Selbstführung sind dabei entscheidende Faktoren und unterscheiden sich deutlich von traditionellen Ansätzen, in denen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten über abgrenzende personengebundene Hierarchien definiert sind. Ist die Autonomie der Mitarbeiter innerhalb eines definierten Rahmens groß, nähert man sich der agilen Arbeitsweise in einer Abteilung.
Im Best-Practice-Austausch der Herstellungsleiter in Irrsee ist allerdings auch die Erkenntnis gereift, dass es nicht um einen vollständigen Paradigmenwechsel geht: „Wir machen schon ganz schön viel agil – und haben ab jetzt einen Namen dafür.“
Webinar: Agile Medienproduktion
Im Innovationsmanagement hat sich Design Thinking als Prozess zur Förderung kundenorientierter Ideen bereits bewährt. Stefanie Quade und Okke Schlüter haben Design Thinking passgenau auf die Bedürfnisse der Buch- und Medienbranche zugeschnitten, in ein agiles Framework eingebettet und so „DesignAgility“ entwickelt.
Im buchreport-Webinar „DesignAgility – Medienprodukte mit Design Thinking agil entwickeln“ am 5. Juli 2017 stellen Quade und Schlüter die Methode vor. Themen:
- Prinzipien der Anpassung von Design Thinking zu DesignAgility kennenlernen
- Aus der Perspektive der Kunden neue Produkte und Services denken und schnelle Rohkonzepte entwerfen
- Wie aus Kundenwünschen Funktionalitäten (Features) werden
- Agil, kostengünstig und risikoarm im Team Prototypen gestalten und testen.
Weitere Informationen und Anmeldung unter www.buchreport.de/designagility.
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