Bewegung im Nebenmarkt: Die Discounter Aldi-Nord und Aldi-Süd bieten in den ersten Dezemberwochen reguläre Verlagsausgaben mit Bestsellerstatus an. Offeriert werden u.a. auch Taschenbücher von Sebastian Fitzek, Nora Roberts und Sophie Kinsella.
Auf buchreport-Anfrage bestätigten die beiden Discounter, erstmals eine Auswahl preisgebundener Bestseller-Titel von verschiedenen Verlagen „im Rahmen von wechselnden Aktionssortimenten“ anzubieten. Die Titel sind in den Aldi-Süd-Filialen ab dem 29. November und in den Aldi-Nord-Filialen ab dem 6. Dezember erhältlich.
Wie die Discounter weiter melden, ist Droemer Knaur mit Bestsellern von Sebastian Fitzek („Abgeschnitten“ und „Passagier 23“) und Michael Tsokos („Zerbrochen“) vertreten. Auch die Verlagsgruppe Random House steuert nach Angaben von Aldi Titel bei von Sophie Kinsella („Muss es denn gleich für immer sein?“, Goldmann), Nora Roberts („Schattenmond“, Heyne) und Hera Lind („Mein Mann, seine Frauen und ich“, Diana).
Rowohlt ist mit dem Taschenbuch „Ich habe gar keine Enkel“ von Renate Bergmann dabei. „Wir sehen diese Aktion als Test und damit als eine Möglichkeit, neue Leser anzusprechen“, bestätigte Marketing-Geschäftsführer Jürgen Welte auf Anfrage von buchreport. Mit der Taschenbuchausgabe des Romans „Lost in Fuseta“ von Gil Ribeiro zeigt Kiepenheuer & Witsch zwischen Brot und Butter Flagge. Auch für Vertriebsleiterin Sabine Glitza ist die Aktion ein Test mit der Chance, neue Lesergruppen zu erreichen. S. Fischer macht nach Auskunft von Unternehmenssprecher Martin Spieles mit zwei Titeln („reguläre Handelsware“) mit und verweist ebenfalls auf die Möglichkeit, so neue Zielgruppen für das Buch zu finden.
Ein Rückblick auf frühere Buchaktivitäten von Aldi: Als 1988 der Handelsriese erstmals flächendeckend in seinen damals rund 1000 Filialen im Norden der Republik vier Frauenromane in einer Gesamtauflage zwischen 200.000 und 600.000 Exemplaren offerierte, trieb das angesichts der Vertriebskraft und des Kampfpreises von jeweils 5,98 DM stationären Buchhändlern den Angstschweiß auf die Stirn. Viele sahen die Aldi-Offensive als einen gefährlichen Keim zur Marktveränderung, dessen Auswirkungen größer sein würden als die Buchaktivitäten der Kaffeeröster Ende der 70er-Jahre. Der lizenzgebende Schneekluth-Verleger Ulrich Staudinger musste sich auf den Münchener Buchhändlertagen heftige Vorwürfe gefallen lassen.
Dass Aldi preisgünstige Buchausgaben anbietet, quittiert die Branche aber meistens mit einem Schulterzucken. Im Frühjahr 2017 kam es jedoch zum Krach mit der buchhändlerischen Genossenschaft eBuch: Die Verbundgruppe ging gerichtlich gegen den Buchverkauf von Aldi Nord vor, weil sie einen Preisbindungsverstoß witterte – und bekam vom Landgericht Essen Recht. Das Gericht verbot Aldi den Verkauf von Parallelausgaben unter Unterschreitung des gebundenen Ladenpreises, die in Format und Cover kaum von den originären Verlagsausgaben abweichen. Als Folge achtete der von Aldi Nord beauftragte Rechteverwerter Edition Nova bei der nächsten Buchrunde penibel darauf, nur Lizenzen von vergriffenen Büchern für die Aktion zu akquirieren.
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